— 102 —
hatten sie die Freude, junge Bäumchen hervorsprossen zu se⸗
hen. Diese wuchsen in wenigen Jahren in die Höhe und
wurden Stämmchen. Die Kinder hielten sie nun rein von
Unkraut und banden sie an Stöcke, damit sie gerade wüchsen.
Später lernte Fritz von einem Gärtner das Pfropfen und
verschaffte sich dann einige Pfropfreiser, um die Stämme da—
mit zu veredeln. Nach einigen Jahren hatten dann die Ge—
schwister die Freude, von den selbst gezogenen Bäumen die
ersten Früchte zu pflücken. Und da sie größer wurden, ern—
teten sie fast alle Jahre eine Menge des schönsten Obstes.
Als sie einst auch dieses Segens sich freuten, sagte Fritz;
„Ist es nicht gut gewesen, Marie, daß du damals die Kerne
nicht aufgegessen hast?“ Mit Vergnügen erinnerten sie sich
noch oft der Stunde, wo sie jene Obstkerne gepflanzt hatten
15. Der Gärtner.
Ein Gärtner pflanzte an der Gartenwand ein Bäumchen
von besonders guter Art. Sowie es jährlich größer wurde,
trieb es stärkere Sprossen. Der Gärtner aber schnitt jedes
Frühjahr und jeden Sommer viele derselben ab; denn es
war wildes Holz, welches den guten Zweigen schadet. Es
nimmt ihnen die Säfte und hält die Sonnenstrahlen ab.
Darum unterließ der Gärtner dieses Geschäft niemals.
Die Kinder des Gärtners konnten nicht begreifen, warum
ihr Vater die Bäume beschneide. Er erklärte ihnen den
Grund, und nach einigen Jahren sahen sie, daß das Bäum—
chen Früchte trug. Und je größer und stärker der Baum
wurde, desto mehr Früchte trug er.
Auch die Kinder sind wie Bäumchen, und Eltern und
Lehrer sind die Gärtner. Dem Kinde sind von Gott gute
und schöne Gaben erteilt; aber es zeigen sich auch üble Nei—
gungen, und daraus entstehen böse Gewohnheiten, welche das
Gute hindern. Daher müssen Eltern und Lehrer die Kinder
oft zurechtweisen, denn sie meinen es gut mit ihnen und sie
wünschen, daß das Gute seine Früchte trage. Sie wissen,
daß böse Gewohnheiten die guten Sitten verderben. Darum
wird jedes Kind den Ermahnungen der Eltern und Lehrer
gerne folgen.