10 Preußen. § 59
Winrich von (1351—1382) erlangte der Orden seine g r ö ß t e M a ch t. Im Innern
Knipro de Ordnung, und durch die Handelsverbindungen stieg
der Wohlstand. Nach außen ward die Selbständigkeit durchaus ge-
wahrt, durch die Bekämpfung der Litauer die eigentliche Aufgabe
des Ordens noch erfüllt und durch die Erwerbung der Neu mark
(1402) die Verbindung mit Deutschland gesichert. Von Estland
Ei^sdesbis zur Oder erstreckte sich der Ordensstaat. Er bildete das aus-
staates gedehnteste Gebiet einheitlicher Verwaltung im deutschen
Mittelalter und nahm im 14. Jahrhundert, was Zuverlässigkeit
der Beamten betrifft, unter allen Staaten den ersten Rang ein.
Als der Großfürst^aLiello von Litauen den polnischen
Thron bestiegen (1386) und das Christentum angenommen hatte,
Innerer Ver-hjz^en die Preußenfahrten aus. Daher erschlaffte der religiös-
ritterliche Geist des Ordens allmählich, und Genußsucht sowie Zucht-
losigkeit rissen ein; die sittliche Grundlage der Herrschaft geriet ins
Wanken. Da die Ritter sich infolge ihres herrischen Wesens den
preußischen Landadel und wegen ihrer Habsucht in kaufmännischen
Geschäften die Bürger verfeindeten, so waren sie bald den Polen
Niederlage nicht mehr gewachsen. Iagiello schlug 1410 den Orden entschei-
bei Tannen- ' ' ö n —5 , , t ^ . . <
derg 1410 bend bei Tannenberg. Zwar rettete der Komtur Heinrich
von Plauen die Marienburg, und der erste Thorner Friede
(1411) brachte nur geringen Landverlust. Doch ward die Verbin-
dung mit Kurland und Liolanb1) gelockert. Dem inneren Zwiste
suchte Heinrich von Plauen vergeblich dadurch zu steuern, daß er
den Städten und dem Landadel Teilnahme an der Regierung ge-
währte; beide Parteien wandten sich schließlich an Polen. Nach
gSe'ooJmehreren Niederlagen mußte der Orden 1466 im zweiten Frieden
Th^orn von Thorn Westpreußen mit Ermland an Polen abtreten und
die polnischeLehnshoheitüberOstpreußen anerkennen. Das
Slaventum hatte über das Deutschtum gesiegt.
Vergeblich waren die Versuche, das Ordensland wieder zu heben.
Die Untertanen, namentlich die adligen, wurden immer unabhängiger;
auswärtige Hilfe war nicht zu erlangen. Als nun Luthers Lehre
vielfach Eingang fand, trat 1525 der Hochmeister AI brecht von
Brandenburg aus ber fränkischen Hohenzollernlinie zur Refor-
*) Hier hatte die Urbevölkerung weder deutsche Sprache noch deutsche Bil-
dung angenommen; Bürger und ritterliche Vasallen waren verhältnismäßig spär-
lich eingewandert, und zwar nur aus Norddeutschland.