Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Ultor — 
im I. 76 n. C. als Statthalter von Syrien mit 
den Parthern. Jos. b. Jud. 3, 7. 9. 89. — 2) 
M. Ulp. Trajanns, ant 18. Sept. 53 n. (£. zu 
Italien geboren, diente als Jüngling unter seinem 
Later im jüdischen, dann im parthischen Kriege 
{Plin. pan. 14.), erhielt im I. 91 das Consnlat 
und bald hernach von Domitian den Befehl am 
Rhein gegen die Germanen. Hier verschafften 
ihm seine strenge Kriegszucht und seine kriege¬ 
rischen Erfolge einen solchen Ruf, daß Nerva auf 
ihn seine Augen richtete, ihn am Ende des Jahres 
97 zn seinem Nachfolger ernannte (Plin. pan. 9, 
2.) und ihm den Titel Germaniens verlieh. Nach 
Nerva's baldigem Tode, Anfang 98, folgte Tro¬ 
jan, der die Nachricht vom Hinscheiden seines 
Adoptivvaters zu Cöln erhielt, ihm in der Herr¬ 
schaft. In Rom wurde er mit großen Ehren 
empfangen {Plin. pan. 20.) und zog im I. 101 
gegen die Daker ins Feld, welche er in einem 
dreijährigen Kriege überwand und ihren König 
Decebalus zum Frieden nöthigte; er wurde indeß 
schon im Jahr 104 gezwungen, den eidbrüchigen 
Fürsten abermals anzugreifen. Decebalus wurde 
besiegt und gab sich selbst den Tod, 106. Plin. 
ep. 8, 4. und 10. Dio Cass. 68, 4. 16 ff. 24 ff. 
Das Andenken an diesen glücklichen Krieg hat die 
Säule des Trajan, welche noch jetzt vorhanden 
ist, mit ihren Scnlptnren und ihrer Jnschrist 
verewigt. Im I. 114 brach eiu Krieg mit deu 
Parthern aus, den Trajan selbst führte; im näch¬ 
sten Jahre unterwarf er Armenien, eroberte im 
I. 116 Ktefiphou und erkrankte uud starb auf 
der Rückkehr in der Stadt Selinns (oder Traja- 
nopolis) in Kilikien, nachdem er vorher dem 
Hadrian den Oberbefehl übergeben hatte, im I. 
117, noch nach seinem Tode vom Senat und SSolf' 
durch Spiel und Triumphe gefeiert. Dio Cass. 
68, 33. Eutr. 8, 4 f. Trajan ist einer der aus¬ 
gezeichnetsten römischen Kaiser, gleich hervor¬ 
ragend im Kriege wie im Frieden, tapfer, streng 
gegen sich wie gegen die Soldaten, ein geschickter 
Führer, gerecht und freundlich gegen die Unter¬ 
thanen , aber nicht ohne einen bedeutenden Grad 
von Eitelkeit, besonders in Bezug aus Verbreitung 
seines Namens an Gebäuden, Städten, Münzen. 
Beim Volke war er sehr beliebt, weil er demsel¬ 
ben Spiele nnd Brod (panem et Circenses) gab. 
Ihre Zufriedenheit mit seiner Regierung sprachen 
die Römer unter andern in dem ihm beigelegten 
Beinamen Optimus ans. Für die Vergrößerung 
des Reiches sorgte er durch die Unterwerfung 
Daciens, eines Theiles von Arabien (106) und 
der parthischen Besitzungen am Euphrat, Erobe¬ 
rungen, die dem ohnehin schon so ausgedehnten 
Reiche keinen bleibenden Nutzen brachten und zum 
Theil darum schon von seinen nächsten Nachfol¬ 
gern wieder aufgegeben wurden. Empörungen 
der Juden wurden unterdrückt. Zahlreiche Gefetze 
beweisen die Thätigkeit seiner Verwaltung im 
Innern; auch hob er die Hochverrathsprozesse 
anf und gestattete dem Senat freie Berathung. 
Groß war die Sorgfalt, mit der er sich der Er¬ 
ziehung armer Knaben annahm und in Rom eine 
großartige Anstalt zu diesem Zweck errichtete; 
auch die Schulen der Rhetoren förderte er. Straßen 
wurden durch das ganze Reich angelegt, ebenso 
Häfen, Bäder und Wasserleitungen. Den Senat 
ehrte er und ließ ihm ziemlich bedeutende Macht. 
Umbria. 1203 
Gelehrte und Künstler erfreuten sich feiner Unter¬ 
stützung, und Trajan selbst versüßte eine Geschichte 
seines Krieges mit Decebalus. Daher ist sein 
Zeitalter reich an Schriftstellern, zu denen nament¬ 
lich Quintilian, toilius Italiens, Juvenal, Martial, 
Sneton, Tacitus, Dio Chrysostomos, Plutarch, 
Arrian und des Kaisers Freund, der jüngere 
Plinius, gehören. Vgl Franke, zur Gesch. Tro¬ 
jans (1840). Dierauer, Beitr. zu einer krit. Ge¬ 
schichte Trajans (1868). — 3) Seine Schwester, 
Ulpia Marciana, rühmt Plinius {pan. 84.). 
— 4) Ihre Tochter, Matiöia, Mutter der Ge¬ 
mahlin Hadrians, der Sabina, darum von Hadrian 
hoch geehrt. — 5) L. Ulp. Marcellus, desseu 
Rath die beiden Antonine oft benutzten- war ein 
tüchtiger Jurist. In den Pandekten finden sich 
viele Excerpte aus seinen Schriften. Capit. Ant. 
12. — 6) Ulp. Julianus, lebte unter ©aracaüa 
und war unter Macrinus Befehlshaber der Gar¬ 
den. Seine Strenge machte ihn verhaßt, als er 
die Aussicht über das Getrcidewesen führte. Als 
Macrinus ihn nach Einesa sandte, empörten sich 
die Soldaten und erschlugen ihn. Bio Cass. 78, 
15. Capit. Macr. 10. — 7) Ulp. Erinitns, 
Schwiegervater des Aurelian, verwaltete mehrere 
Male das Consnlat und mit Valerian die Statt¬ 
halterschaft von Jllyrien. 
Ultor, l) Beiname des Mars, dem Octaviau 
bei Philippi für die Rache an Cäsars Mördern 
einen Tempel gelobte, der am 12. Mai 2 v. E. 
eingeweiht wurde. An diesem Tage wurden dem 
Gotte auch Spiele im Circus, bisweilen ans dem 
Forum Augusti, wo der Tempel des Mars Ultor 
stand, gehalten. Suet. (Jet. 29. Ov. trist. 2, 
96. 295. fast. 5, 597. — 2) Beiname des Ju¬ 
piter. 
Ultrotribütum nennt man das aus der 
Staatskasse für die Ausführung öffentlicher Bauten 
u. s. w. an die mancipes ober conductores aus¬ 
zuzählende Geld (Iw. 39,44.); s. Locatio con- 
ductio. 
Ulübrae, unbebeutenber Ort in Latium, in 
ber Nähe ber pomptinischen Sümpfe, besten zahl¬ 
lose Frösche Cicero scherzenb erwähnt {ad fam. 7, 
18. vgl. Hör. ep. 1, 11, 30.); vielleicht bas j. 
Dors Cisterna. 
Unibella, ber Sonnenschirm ber römischen 
Frauen, nach ganz später Sitte beit jungen Mäd- 
chen vou Eunuchen nachgetragen. 
Umbillcus s. Bücherwesen, 6. 
Umbonius Silio, unter Claubius Statthalter 
in Spanien, würbe, angeschwärzt von einigen 
Pritisltfeinben, im I. 44 it. C. von bem Kaiser 
zurückberufen unb feiner Senatommmrbe beraubt. 
Dio Cass. 60, 8. vgl. 24. 
Umbra, scherzhafte Benennung eines zn einem 
Gastmahl nicht eiiigelabenen, sonbern von einem 
Andern mitgebrachten Gastes, wovon unter Um¬ 
ständen der Wirth Kunde haben mußte. Ilor. 
sät. 2, 8, 22. ep. 1, 5, 28. Mart. 14, 217. 
Umbrenus, Publius, ein Freigelassener, 
erhielt von bem Catilinarier Lentnlns bett Auf¬ 
trag, mit den Gesandten der Allobroger zu mit er¬ 
handeln und sie für die Verschworenen zu ge¬ 
winnen. Sali. Cat. 40. Cic. Cat. 3, 6, 14. 
Umbria, r\ ’0[ißQt,y.rj, eine italische Landschaft, 
wurde im N. durch den Fluß Rubico vom cis- 
padanischeit Gallien, im W. durch den Tiberis 
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