Full text: Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen

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Schiffe; andere Schwärme wirft der Sturm ins Meer, daß sie ertrinken 
müssen. Und doch will keine einzige Wachtel bei uns bleiben; alle wollen 
sie nach Afrika ziehen und dort den Winter zubringen. Wenn aber bei 
uns der Fruühling angeht, dann ziehen alle diese Vögel wieder aus Afrila 
fort, und jede Schwalbe findet das Dorf, das Haus, ja das Nest wieder, 
worin sie im vorigen Jahre gebrütet hat. 
Und nun sage mir, wer ist der Wegweiser nach Afrika? wer sagt 
ihnen, wann sie wieder fortziehen sollen in ihre Heimat? wer zeigt ihnen 
ihren sichern Weg zu ihrem alten Neste? Du weißt es, wer der ist, der 
keines seiner Geschöpfe vergißt, ohne dessen Willen kein Sperling vom 
Dache fällt. Siehe, er zeigt ihnen den Weg nach Afrika und bringt sie 
wieder in ihre Heimat; er bestimmt ihnen die Zeit ihrer Reise. Wenn 
du die Störche, die Schwalben, die Stare, die Wachteln kommen siehst, 
dann denk an ihn. Jubitz. 
305. Wachtelschlag. 
Hört, wie die Wachtel im Grünen schön schlägt: 
„Lobet Gott, lobet Gott!“ 
ruft sie, wenn Dämmrung sich regt; 
flieget von einem ins andere Feld 
und uns den Reichtum der Früchte vermeld't, 
rufet zu allen mit Lust und mit Freud. 
„Danket Gott, danket Gott! 
der uns gegeben die Zeit.“ 
Morgens früh, ehe der Tag noch anbricht: 
„Guten Tag, guten Tag!“ 
ruft sie dem dämmernden Licht. 
Koͤmmt nun die Sonne, so jauchzt sie vor Freud, 
spüttert die Federn und strecket den Leib, 
wendet die Augen dem Himmel hinzu; 
„Dank sei Golt, Dank sei Gott! 
der mir gegeben die Ruh'.“ 
Blinket der lühlende Tau auf der Heid': 
„Werd' ich naß, werd' ich naß!“ 
zitternd sie balde ausschreit; 
flieget zur Sonne hinauf mit der Bitt', 
daß sie ihr teile die Wärme auch mit, 
läufet zum Sande und scharret sich ein; 
„Hartes Bett, hartes Bett!“ 
sagt sie und legt sich darein 
Kommt nun der Weidmann mit Hund und mit Blei 
„Fürcht mich nit, fürcht' mich nit! 
liegend ich beide nicht scheu'. 
Sleht nur der Weizen und grünet das Laub, 
ich meinen Feinden nicht werde zum Raub; 
aber die Schnitter, die machen mich arm. 
Wehe mir, wehe mir! 
daß sich der Himmel erbarm'!“
	        
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