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Achter Zeitraum.
vereinigten Italiens aufzutreten, schien in dieser Zeit
der lebhafte, in seinen Entwürfen wenig beharrliche, König
Joachim Murat aufgefaßt zu haben. Für den Augenblick
lahmte allerdings sein gemeinschaftliches Wirken mit Oest¬
reich in Italien die Bewegungen und Fortschritte des Vice-
königs, der, bis zur Entscheidung von Napoleons Schick¬
sal, demselben mit unverrückter Treue ergeben blieb; allein
weil der Feldzug in Italien auf die Entscheidung, des Haupt-
kampfes zu wenig Einfluß behauptete, Murat, wie Berna¬
dette, seine Streitkrafte schonte, und spater die Stimmung
der verbündeten Machte gegen ihn sich ganz verschieden von
der Stimmung gegen den Kronprinzen von Schweden zeigte;
so endigte auch die politische Rolle des Königs von Neapel
anders, als die des Kronprinzen von Schweden.
703.
Kampf a u f F r a n k r e i ch s Boden.
In der Schweiz wogten zwar, sogleich nach der Völ¬
kerschlacht bei Leipzig, die Partheiungen wieder auf, seit
die in den letzten zwanzig Jahren unterdrückten Aristokraten
neue Hoffnungen faßten, weil das seit 1802 bestandene Ver¬
hältniß Napoleons zur Schweiz, als eines Vermittlers
ihrer damaligen Staatöverfassung, nicht langer fortdauern
konnte; allein die Schweizer erkannten doch auch das drin¬
gende Bedürfniß, bei dem Annähern des böhmischen Hee¬
res, eine bestimmte Maasregel zu ergreifen. Sie erklärten
sich daher (18 Nov.) für neutral, und Napoleon, der
seinen Vortheil verstand, erkannte diese Neutralität an. Da¬
gegen erklärten aber die Verbündeten (21 Dec.), daß das
Einrücken ihrer Heere auf das Gebiet der Schweiz nicht
nur eine für die Ausführung ihrer militärischen Plane noth¬
wendige Maasregel sey, sondern auch als Vorbereitung mit
den Schritten in Verbindung stehe, durch welche das künf¬
tige politische Schicksal Helveticas bestimmt werden solle.
Auf diese Erklärung erfolgte die Zurückziehung des, unter
dem Generale Wattenwyl am Rheine zur Behauptung
der Neutralität ausgestellten, Schweizerheeres, und die mei-