Frage 198.
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empor, bereicherte sich hier an den eingezogenen Gütern der
Utraquisten und wurde Herzog der böhmischen Herrschaft
Fried land.
b) Seine Bedeutung als Heerführer liegt in seinen
organisatorischen Fähigkeiten, durch die er aus bunt zu¬
sammengewürfelten Söldnermassen ein einheitliches und ihm
blindlings ergebenes Heer schuf. Zugleich ist er aber damit
der Schöpfer des österreichischen Heeres geworden.
Als Feldherr hatte Wallenstein seine Stärke mehr
in der bedächtigen Defensive und geschicktem Manöverieren.
als im Angriff.
c) Seine politischen Pläne gingen 1629 für sich
selbst auf ein Reichsfürstentum, für den Kaiser auf Stärkung
seiner Gewalt im Reiche gegen die Fürsten (Erbmonarchie)
und Begründung einer kaiserlichen Seemacht in der Ostsee,
d) Seine erste Absetzung (1630 Regensburg) war
ein Werk der Kurfürstenpartei (Maximilian von Bayern), die
von seinen absolutistischen Plänen Gefahr für die „deutsche
Libertät“ fürchtete.
Sein Fall (1634 Eger) wurde verursacht durch seine
Absichten über den Kopf des Kaisers hinweg und eventuell
gegen ihn mit Sachsen, Brandenburg und Schweden zu einem
Frieden zu kommen und sich durch sein Heer eine reichs¬
fürstliche Unabhängigkeit (Kurwürde) zu sichern.
198. Was bewog Christian von Dänemark, was Gustav
Adolf, was die Franzosen zum Eingreifen in den
deutschen Krieg?
Christian IV. von Dänemark trat in den Krieg ein als
deutscher Reichsfürst (Herzog von Holstein) und Kreisoberster
des durch Tilly bedrohten niedersächsischen Kreises. Er
erstrebte überdies für Dänemark eine Großmachtstellung (Ver¬
drängung der Hansa, Kampf gegen Schweden. Gründung;
von Christiania).
Gustav Adolf von Schweden griff in den Krieg ein als
Verwandter der von Wallenstein vertriebenen Herzöge von
Mecklenburg, als Schirmherr des Protestantismus und mit der
Absicht der Erwerbung des dominium maris Baltici (vgl.
Frage 223).
Frankreich (Kardinal Richelieu) griff in den Krieg ein
als Gegner des Hauses Habsburg in Deutschland und in
Spanien.