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Die Bosheit dieser Person blieb lange verschwie¬
gen, denn sie verbot jedwedem, es ja nicht zu sa¬
gen, von Wem er seine Nachrichten hätte. Endlich kam
ein verständiger Prediger in dieses Dorf, der die Art
solcher Leute kannte. Er predigte daher oft über diese
Sache. Und weil eralles sogenaubeschrieb, wie es sol¬
che Leute machen , die bei dem Aufhetzen und Plau¬
dern ihren Vortheil suchen, so ward aus der Gemeine
jemand überzeugt, ging hin zum Prediger, und offen¬
barte ihm alles. Als dieser es der Obrigkeit meldete,
da ward die Aufhetzerinn gefangengesetzt, und muss¬
te drei Tage lang, an jeder Thür, wo sie Feindschaft
angerichtet hatte, schimpfliche Strafe leiden.
Wie die Arbeit, so der Lohn.
Hütet euch vor Ohrenbläsern und Verläumdem.
Glaubt dem nicht, der das Licht scheuet.
Ps. 15, Z. Sir. 5, 16. 17. Cap. 2g, 16.
139. Die Communicanten.
l^in Paar Eheleute wollten zum Tisch des Herrn ge¬
hen, oder das Abendmahl empfangen. Da sagte die
Frau zu ihrem Manne: „Ach, lieber Mann, ich bitte
„dich, vergieb mir alles, womitich dich etwa beleidigt
„habe!” Er antwortete: „Vergieb auch mir, denn
„ich vergebe dir von Herzen, und bitte dich, mich
„zu erinnern, wer sonst noch etwa über uns unzu¬
frieden seyn möchte, dass wir hingehen und uns
,,versöhnen. Denn Gott vergiebt nur denen die Sün-
„den, die ein liebevolles und versöhnliches Herz ge-
„gen ihren Nächsten haben.”
Und vergieb uns unsere Schuld, wie wir denen
vergeben, die uns beleidigt haben! Matth. 5, 23.24.
140. Die großmüthigen Soldaten.
Ä^ilhelm und Fritz nahmen einst im Kriege einen feind¬
lichen Offizier gefangen, der schwer verwundet war, und
bat, ihm daö Leben zu schenken. „Ihr Leben ist bei
„uns sicher," antworteten sie, „denn wir tddten keine
„Gefangene." Darauf bot er ihnen sein Geld, Uhr,
Ring und was er nur Gutes hatte, wenn sie ihn in