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Metz erschien die 1. Zeitung 1769, in Colmar 1772, in Mülhausen dagegen
erst 1798. Zur Zeit bestehn in Elsaß-Lothringen 178 Zeitungen und Zeit¬
schriften. Ihre Gründung fällt beinahe ausschließlich in die letzte Hälfte des
19. Jahrh. Auch erscheinen alljährlich 45 Kalender, welche in der Mehrzahl
mit Abbildungen verziert sind. W. Walter.
271. Von den heutigen Schristformen.
atc ersten Formen der Druckschriften waren genaue Nachbildungen der
damals in den handschriftlichen Werken gebrauchten Schriftgattnngen.
Diese waren durchgängig große, eckige, mit vielen Kürznngszeichcn ver¬
sehene, gotische Schriften, welche nach ihren Herstellern auch Mönchsschriften
genannt werden. Aus ihnen entwickelte sich allmählich unsre jetzige Druckschrift,
welche ihrer gebrochenen Ecken wegen Fraktur genannt wird. Sie genoß in
Nürnberg durch Albrecht Dürer eine besondere Pflege. Geraume Zeit ver¬
schmäht, erhielt sie in der letzten Hälfte des 18. Jahrh. durch den Leipziger
Buchdrucker G. I. Breitkopf bessern Schnitt, mehr Rundung und schönere
Verhältnisse. Auch die von Peter Schösser erfundene und nach dem Schrift¬
gießer Schwabach benannte Schwabacher Schrift ist eine Nachahmung gotischer
Formen. In Italien bildete sich unter dem Einflüsse des römischen Schrift¬
tums die Antiqua, desgleichen die schräglicgende Type, nämlich Kursiv oder
Jtalique. Um die Antiqua, welche in der Folge nahezu zur Alleinherrschaft
in den romanischen Ländern gelangte, machten sich im 15. —17. Jahrh.
die Drnckerfamilien Aldi in Venedig, Etienne in Paris und Elzevier
in Amsterdam sehr verdient. Auch verschiedene Kunstrichtungen, als
Renaissance, Barock, Rokoko u. s. w., gingen an den Schriftformen nicht spurlos
vorüber. Diese wurden so die „Zeichen der Zeit". Die Schriftarten find
teils nach namhaften Erfindern oder Druckern, wie Aldi u. s. w., teils nach
den in den zuerst in der betr. Schriftform gedruckten Werken, wie Mediäval!
u. s. w., benannt; manchmal ist auch die Veranlassung zur Benennung gar¬
nicht mehr nachzuweisen. Im Laufe des letzten Jahrh. bildete sich
eine Menge Zier- und Modeschriften mit mehr oder minder leicht gezogenen
Schnörkeln und verschlungenen Verzierungen. Manche dieser Schriftarten
sind schön und zweckmäßig, andre müssen geradezu als Ausartungen bezeichnet
werden. Diese Zierschristen finden meistens im Akzidenzdruck, d. h. bei der
Anfertigung zufälliger Drucksachen, wie Umlaufschreiben, Rechnungen, Brief¬
köpfe, Plakate, Zeitungsanzeigen u. s. w., Verwendung, daher man auch
öfters die Bezeichnung „Akzidenzschriften" findet. Die gewöhnlichen Schriften,
als Fraktur, Antiqua und Kursiv, heißen Brotschriften, weil sie, besonders
die 2 ersten Schriftarten, fast ausschließlich den Satz für den Tept von
Büchern, Zeitungen und Zeitschriften liefern. Die Auszeichnungs- oder Titel-
schriften werden für Überschriften und Titel verwendet. Jede Schrift kann
in 12 verschiedenen Größen vorkommen, als Perl, Nonpareille, Kolonell, Petit,