Full text: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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III. Fabeln. 
Gott endlich die rechte hervor. Der Holzhauer dankte dem Gott; 
dieser aber fand Wohlgefallen an der Ehrlichkeit des armen Mannes 
und schenkte ihm die silberne und die goldene Art. 
Als einer der Freunde des Holzhauers diese Geschichte erfuhr, 
ging er an den Fluß, warf absichtlich sein Beil in das Wasser und 
rief dann den Flußgott an, er möge ihm sein Eigentum wiedergeben. 
Der Gott erschien mit einer goldenen Art: „Ist dies deine Art?" 
sprach er zu dem Manne. „Ja gewiß," rief dieser freudig. Da er¬ 
grimmte der Gott über die Unehrlichkeit und Unverschämtheit des 
Mannes und nahm nicht nur das goldene Beil wieder mit sich fort, 
sondern brachte ihm auch sein eigenes nicht zurück. 
33. Der Fuchs und der Hahn. 
Äsopsche Fabel. 
Eines Tages trat ein hungriger Fuchs zu einem Hahn, der auf 
einem Baume saß und dessen der Fuchs deshalb nicht habhaft werden 
konnte, und sprach also- zu ihm: „Warum bist du so hoch auf den 
Baum gestiegen? Vor wem fürchtest du dich? Hast du nicht die 
Kunde vernommen, die für uns alle so erfreulich ist?" Da antwortete 
der Hahn: „Ich habe nichts gehört; von welcher Kunde sprichst du?" 
Hierauf antwortete der Fuchs: „Ich bin ausgesandt, zu verkünden, 
was allen Tieren zu großer Freude gereichen wird. Eine Versamm¬ 
lung ist abgehalten und ein ewiger, fester Friede aller Tiere beschlossen 
worden, Kein Tier wird von nun an einem anderen mehr mit Ge¬ 
walt oder List nachstellen. Komm also unbesorgt herab von dem 
Baum." Der Hahn erkannte aber die List des Fuchses und sprach: 
„Du verkündest eine gute und erfreuliche Botschaft." Hiermit reckte er 
sein Haupt empor und schaute aus in die Ferne. Als ihn nun der Fuchs 
fragte, wonach er sehe, sagte er: „Ich sehe zwei Hunde mit offenem 
Maule daherkommen; ich denke, sie wollen uns auch den Frieden ver¬ 
künden." Da erzitterte der Fuchs lmd sagte: „Lebewohl, es wird 
besser für mich sein zu fliehen als sie abzuwarten." „Warum willst bu 
fliehen," entgegnete der Hahn, „oder was fürchtest du? Da der Friede 
geschlossen ist, braucht sich ja niemand mehr zu fürchten?" — Der 
Fuchs aber sprach: „Ich besorge, daß den Hunden der Friede noch 
nicht verkündet ist," — und mit diesen Worten machte er sich 
eilends davon.
	        
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