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den schönen Glasgemälden in den hohen Fenstern. Doch wer kann
alles aufzählen, was an und in diesem Gotteshause zu sehen ist! Es
ist ein Wunderwerk von Menschenhänden, daran man sich nicht satt—
sehen kann.
6. Das Kleinod des Straßburger Münsters aber ist seine Uhr.
Dieselbe regelt sich nicht allein von selbst, sondern zeigt auch die
Stundenzeit, Tage, Monate und Jahre an. Laß dich einmal mittags
um 12 Uhr hinführen, und du wirst staunen. E. Foͤrsier.
28. Vom Kochersberg.
1. Wer von Straßburg aus auf dem nächsten Wege nach
Zabern reist, der kommt an dem Kochersberg vorüber. Nach
diesem Berge wird auch die ganze Landschaft im westlichen
Teile des Landkreises Straßburg der Kochersberg genannt.
2. Alle Ortschaften des Kochersberges zeigen in der Bauart
der Häuser und in Sitte und Sprache der Bewohner viel Ver—
wandtes. Die Häuser haben meist große Einfahrtstore, über
denen nicht selten ein frommer, sinniger Spruch und der Name
des Erbauers oder Besitzers steht. Das Leben der Bewohner
in den Dörfern am Kochersberge bietet viel Eigentümliches dar.
Wenn die Glocke zum Mittagessen läutet, so sammelt sich
groß und klein um den eichenen Tisch. Obenan sitzt der Hof—
bauer, ihm zur Rechten der Großvater, zur Linken der älteste
Sohn. Neben dem Großvater sitzt die Großmutter, dann folgen
die Frau, die Töchter und die Mägde; neben dem ältesten
Sohne nehmen die Knechte und Tagelöhner Platz. Von dem
ersten Erbauer und Besitzer eines Hofes erhält dieser seinen
Namen. Dieser Name bleibt, wenn der Hof auch an eine
andere Familie übergeht. Es kommt deshalb nicht selten vor,
daß ein Kochersberger Bauer zwei Namen führt, den eigent—
lichen Familiennamen und den Hofnamen.
3. Wenn es am Kochersberge eine Hochzeit gibt, so geht
es gewöhnlich recht hoch her. Gehört die Braut einer andern
Gemeinde an, so kommt der Bräutigam, begleitet von seinen
Kameraden zu Pferde, mit Wagen, um die Aussteuer der
Braut abzuholen. Ein großer Spinnrocken mit schönem Hanf,
mit Blumen und Bändern ausgestattet, befindet sich auch auf
dem Wagen der Braut. Schon vor dem Einzuge ins Dorf,