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Nimmt sie das unversehrte Kind
In ihren rettenden Arm geschwind.
10. Der Löwe stutzt, und nnverweilt
Mit dem Kinde die Mutter von dannen eilt.
Da erkannte gerührt so jung wie alt
Des Menschenherzens Allgew'alt,
11. Und des Lenen großmütigen Sinn zugleich.
Doch manche Mutter, von Schrecken bleich,
Sprach still: Um des eigenen Kindes Leben
Hätt' ich mich auch dahingegeben. Benniardi.
131. Das Erkennen.
1. Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand
Kommt wieder heim aus dem fremden Land.
2. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt;
Von wem würd der Bursch wohl zuerst erkannt?
3. So tritt er ins Städtchen durchs alte Tor;
Am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor.
4. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund,
Oft hatte der Becher die beiden vereint.
5. Doch sieh — Freund Zollmann erkennt ihn nicht;
Zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht.
6. Und weiter wandert nach kurzen! Gruß
- Der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß.
7. Da schaut ans deni Fenster sein Schätze! fromm.
„Du blühende Jungfrau, viel schönen Willkomm!"
Doch sieh, — auch das Mägdlein erkennt ihn nicht;
Die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.
9. Und weiter geht er die Straß' entlang,
Ein Tränlein hängt ihm an der braunen Wang.
10. Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her.
„Gott grüß' Euch!" — so spricht er und sonst nichts mehr.
11. Doch sieh — das Mütterchen schluchzet voll Lust:
„Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust.
12. Wie sehr auch die Sonne sein Antlitz verbrannt,
Das Mutteraug hat ihn doch gleich erkannt. Vogl.
132. Das tanke Mutiertem.
l. Wer öffnet leise Schloß und
Tür?
Wer schleicht ins Haus herein? —
Es ist der Sohn, der wiederkehrt
Zum tauben Mütterlein.
. Er tritt herein. Sie hört ihn nicht,
Sie saß am Herd und spann;
Da tritt er grüßend vor sie hin
Und spricht sie „Mutter!" an.
3. Und wie er spricht, so blickt sie ans,
Und — wundervoll Geschick! -
Sie ist nicht taub dem milden Wort,