Full text: [Teil 5 (Oberstufe, 2. Abteilung), [Schülerband]] (Teil 5 (Oberstufe, 2. Abteilung), [Schülerband])

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Erwerbsfähigkeit seiner Unterthanen zu fördern und zu entwickeln, 
ein starkes, schlagfertiges Heer zu schaffen, das waren seine Ziele. 
Rauh und hart, oft willkürlich und leidenschaftlich war seine Art; 
aber er war ein ehrliches Gemüt und im Grunde voll Herzensgüte. 
Und über dem allen schwebte ein wahrhaft fürstliches Pflichtgefühl 
und eine schlichte, biblische, evangelische, duldsame Frömmigkeit. 
Wie ein wohlhabender pommerscher Edelmann richtete er sich 
seinen Sof ein. Die meisten Hofbeamten seines Vaters entließ er 
auf r Sielle. Die kostbare Ausstattung der Schlösser wurde verkauft 
und daraus x Grund zu einem Staatsschatze gewonnen; das Schau⸗ 
spicl und die Oper löste er auf. Sein Vergnügen fand er in Jagden 
und Paraden, seine tägliche Erholung abends im Tabaks-⸗Kollegium, 
wo sich beim deutschen Biere seine soldatischen Vertrauten, rauhe 
Männer wie er, zu zwangloser Unterhaltung um den König 
vereinigten, der sich dabei gern gehen ließ und auch über die derben und 
selbst rohen Späße auf Kosten des armen Gundling, seines gelehrten 
Hofnarren wider Willen, mit den andern lachte. 
Der Tag gehörte der Pflicht, dem „Dienst“. Mit kurzen Rand⸗ 
bemerkungen in seiner unleserlichen Handschrift und einer aben⸗ 
teuerlichen Rechtschreibung entschied er die Eingaben, auf die seine 
Minister den Bescheid abfaßten; bis ins einzelnste hinein bearbeitete 
er wichtige Sachen selbst. Der scharfe Blick seiner hellen Augen 
sah alles, wenn er ausritt oder auf seinen alljährlichen Besichtigungs⸗ 
reisen Dorf um Dorf, Stadt um Stadt besuchte, Behörde um Behörde 
genau prüfte. Wer dem Könige dabei mißfiel, hatte sich vor seinem 
Rohrstocke zu hüten, auch wenn er ein hoher Beamter war. 
223. Aus der „Geheimen Weisung Friedrichs des Großen 
an den Grafen Finkenstein“ bei Beginn des Siebenjũhrigen 
Krieges. 
„Im Falle, daß ich getötet werde, sollen die Angelegenheiten 
ganz ohne die geringste Anderung ihren Cauf behalten, und ohne daß 
Han bemerken kann, daß sie sich in andern Händen befinden. In 
diesem Falle muß man die Huldigung hier wie in Preußen und 
Schlesien beschleunigen. Wenn ich das Unglück hätte, vom Feinde 
gefangen zu werden, verbiete ich, daß man auf meine Person die 
Zeringste Rücksicht nehme, oder daß man im allergeringsten auf das
	        
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