Full text: [Teil 4 = Kl. 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Kl. 6, [Schülerband])

58. Cyrus. Von Otto «Uttiuann. 
Lesebuch aus Herodot. 5. Auflage. Leipzig 1890. 8. 14. 
Die Jugend des Cyrus. 
^IstMges, der König von Medien, hatte eine Tochter namens Mandane. 
Da träumte ihm, sie öffne eine Quelle, deren Flut alsbald ganz 
Asien überspülte. Als er den Traum den Magiern ansagte, legten sie 
ihn zu seinen Ungunsten aus. Daher gab er Mandane keinem Meder, 
noch einem Ebenbürtigen zur Ehe, sondern einem Perser mit Namen 
Kambyses, der aus vornehmem Hause und friedlicher Gesinnung war. 
Als nun Mandane Kambyses' Gattin geworden, sah Astyages ein 
anderes Traumgesicht. Er träumte, seine Tochter pflanze einen Wein¬ 
stock, der sich über ganz Asien ausbreite. Und als er dieses Gesicht 
abermals den Magiern mitteilte, weissagten sie, seiner Tochter Sohn 
werde König werden an seiner Statt. Da ließ er sie aus Persien 
kommen, um ihr Kindlein zu töten. 
Er übergab es dem Harpagus, seinem Vertrauten, der alle Geschäfte 
verwaltete, auf daß der es umbringen ließe. Harpagus ging daraus 
ein, gab aber aus Vorsicht das Kind nicht einem von seinen Leuten, 
sondern einem Rinderhirten des Astyages, der es in dem wildesten 
Gebirge aussetzen sollte. Allein als des Hirten Weib sah, welch starkes 
und schönes Kind es war, fiel sie mit Tränen ihrem Manne zu Füßen 
und bat, es doch nicht auszusetzen. Er tat ihr nach Willen; das Hirten¬ 
weib behielt den Knaben und zog ihn groß wie ihr eigenes Kind. 
Aber als der Knabe zehn Jahre alt geworden, kam auf folgende 
Weise ans Licht, wer er war. Er spielte einst in dem Dorfe mit andern 
Knaben gleichen Alters am Wege, und im Spiele wählten sie den ver¬ 
meintlichen Sohn des Rinderhirten zu ihrem Könige. Da wies er jedem 
ein Geschäft zu: die einen mußten Häuser bauen, die andern Lanzen¬ 
träger sein, diesen machte er zu seinem Späher, jener bekam das Amt, 
Botschaften zu tragen. 
Einer von den Knaben aber war der Sohn eines vornehmen 
Meders, und der wollte nicht tun, was Cyrus gebot. Da hieß dieser 
ihn greifen und züchtigte ihn derb. Der vornehme Knabe aber lief, als 
sie ihn losgelassen, in die Stadt und klagte seinem Vater, was ihm von 
des Rinderhirten Kind widerfahren sei. Dieser ging flugs voller Zorn
	        
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