Object: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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Das war die erste Aussaat zu der fruchtbaren Entwickelung 
und Fortbildung aller übrigen Freiheiten und Rechte des Volkes. 
Es entstand jetzt ein geregelter Kampf mit den Patriciern um 
Gleichheit aller Rechte und Pflichten. Die Tribunen waren die 
unermüdlichen Vorkämpfer und Anführer in diesem Streite. Hat- 
ten sie anfangs nur den Schild vorgehalten zur Abwehr des 
feindlichen Angriffes, so ergriffen sie bald das Schwert selbst 
zum Angriffe und führten das Volk von Sieg zu Sieg, bis auch 
das letzte Bollwerk eingestürzt war, welches die beiden Stände 
bis dahin von einander getrennt hatte. 
§. 20. (äuvjus Marcius Coriolanus. 488. 
Der Erste, welcher die furchtbare Macht dieser plebejischen 
Schutzobrigkeit erfahren mußte, war der Patricier Eaj. Marcius, 
der durch die Eroberung der volskischen Stadt Eorioli sich den 
Beinamen Coriolanus erworben haben soll. Durch den Auszug 
des Volkes nach dem heiligen Berge und durch die ewigen Kriege 
mit den benachbarten Staaten war der Feldbau unterblieben, und 
dadurch eine Hungersnoth in Rom entstanden. Der Senat hatte 
zwar in der Umgegend einiges Getreide aufkaufen lassen; aber 
dieses war bei weitem nicht zureichend gewesen für den Bedarf. 
Endlich kamen große Schiffe voll Getreide aus Sicilien an. 
Hiero, der König von Syrakus, hatte hiermit der nothleidenden 
Stadt ein Geschenk gemacht. Nun entstand im Senate die Frage, 
wie mit der Austheilung desselben zu verfahren sei. Einige Se¬ 
natoren thaten den menschenfreundlichen Vorschlag, es unentgeld- 
lich oder doch zu einem ganz geringen Preise unter die Armen 
zu vertheilen. Andere aber bestanden darauf, es so theuer als 
möglich zu verkaufen, um das trotzige und verwegene Volk zu 
züchtigen. Am weitesten ging Coriolan. Er behauptete, man 
müsse die gegenwärtige Roth benutzen, um das Volk zu zwingen, 
das Tribunal wieder abzuschaffen und die auf dem heiligen Berge 
geschlossenen Verträge zu vernichten. Es sei besser, gar nicht zu 
regieren, als die Herrschaft mit dem Pöbel zu theilen. Die 
Tribunen, welche bei den Verhandlungen gegenwärtig waren, 
hörten seine freventlichen Worte. Die Zurückhaltung eines Ge¬ 
schenkes und der Mißbrauch der Roth schien ihnen ein empören¬ 
des Unrecht, und sie verklagten ihn beim Volke. Das Volk
	        
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