Full text: [Bd. 5 = Kl. 5, 6. Schulj, [Schülerband]] (Bd. 5 = Kl. 5, 6. Schulj, [Schülerband])

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50. Rübezahl. Von Ferdinand Freiligrath. 
1. „Nun werden grün die Brombeerhecken; 
hier schon ein Veilchen — welch ein Fest! 
Die Amsel sucht sich dürre Stecken, 
und auch der Buchfink baut sein Nest. 
Der Schnee ist überall gewichen, 
die Koppe nur sieht weiß ins Tal; 
ich habe mich von Haus geschlichen, 
hier ist der Ort — ich wag’s einmal: 
Rübezahl! 
2. Hört er’s? Ich seh’ ihm dreist entgegen! 
Er ist nicht bös. Auf diesen Block 
will ich mein Leinwandpäckchen legen — 
es ist ein richt’ges volles Schock! 
Und fein! Ja, dafür kann ich stehen! 
Kein beßres wird gewebt im Tal. — 
Er läßt sich immer noch nicht sehen! 
Drum frischen Mutes noch einmal: 
Rübezahl! 
3. Kein Laut! — Ich bin ins Holz gegangen, 
daß er uns hilft aus unsrer Not. 
0, meiner Mutter blasse Wangen — 
im ganzen Haus kein Stückchen Brot! 
Der Vater schritt zu Markt mit Fluchen — 
fand’ er auch Käufer nur einmal! 
Ich will’s mit Rübezahl versuchen — 
wo bleibt er nur? Zum drittenmal: 
Rübezahl! 
4. Er half so vielen schon vorzeiten — 
Großmutter hat mir’s oft erzählt. 
Ja, er ist gut den armen Leuten, 
die unverschuldet Elend quält! 
So bin ich froh denn hergelaufen 
mit meiner richt’gen Ellenzahl! 
Ich will nicht betteln, will verkaufen! 
O, daß er käme! Rübezahl! — 
Rübezahl!
	        
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