Full text: Zunächst für die unteren und mittleren Klassen der Gymnasien, mit Rücksicht auf schriftliche Arbeiten der Schüler (Theil 1, [Schülerband])

Zweiter Abschnitt. 
Anekdoten und Fabeln. 
Hier laß ruhn das Schau'n der Sinne, 
Nur der Geist sei frisch zur Hand! 
Hier gilt alles nur dem Sinne, 
Dem Gedanken, dem Verstand. 
39. Kurze Charakterziige, Reden und Antworten. 
1. 
Der weise Sokrates pflegte zu sagen, er wisse nichts, als nur dieses, 
daß er eben nichts wisse; viele wüßten aber auch dieses nicht einmal. 
2. 
Auf die Frage, was am schwersten und was am leichtesten sei, 
antwortete der Philosoph Thales: „Am schwersten ist, sich selbst 
zu kennen, und am leichtesten, andere zu tadeln." 
3. 
Dem Aristoteles wurde hinterbracht, daß jemand Schmähreden 
gegen ihn ausgestoßen habe. „Je nun!" antwortete er, „wenn ich 
nicht dabei bin, so mag er auch mit einem Schwerte nach mir stoßen." 
4. 
Als jemand dem Plato erzählte, daß gewisse Leute ihm Böses 
nachredeten, sagte er: „Was kann ich da anders thun, als so leben, 
daß niemand ihnen glaubt?" 
5. 
Wenn der Britische Kanzler Thomas Morus hörte, daß über 
jemanden Böses und Ehrloses geredet wurde, so pflegte er zu sagen: 
„Es steht einem jeden frei, zu meinen und zu reden, was er will; ich 
aber halte dafür, daß jedes Haus, welches von Gott erbaut ist, einen 
guten Baumeister gehabt habe und ein wohlgebautes Haus sei." 
6. 
Als Antisthenes hörte, daß er von schlechten Menschen gelobt 
worden sei, sagte er: „Ich fürchte, sie haben mir dadurch geschadet; 
oder habe ich vielleicht ohne mein Wissen etwas Böses gethan?" 
Bo ne, Lesebuch l. 9
	        
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