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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
rinfloß, oder auch der gelegentliche Konflikt mit roher Privatleibenschaft, Naub-
sucht und Neid, hemmten im Einzelnen seinen Flor.
Dahin gehören die vielen Befehdungen, das Hauptunglück jener Zeit,
die Feindseligkeit des Adels wider die Bürgerschaft, die unduldsame, oft fa¬
natische Bedrückung der Juden; nicht minder die schlechte Beschaffenheit der
Straßen, der Zunftgeist, die Unvollkommenheit der Schifffahrt und die Sel¬
tenheit des Geldes. Aus Mangel an edlem Metall, oft auch aus Betrug der
Münzmeistcr oder aus Gewinnsucht der Fürsten, wurde sehr schlechtes Geld
geprägt, wodurch der Umlauf gehemmt, der Kredit geschwächt ward. Viel
Gold und Silber entzog die stolze Pracht in Kleidern und Geräthschaften der
Münzstätte, und die Summe des vorhandenen Geldes blieb weit hinter dem
Bedürfnisse zurück. Daher war der Zinsen fuß außerordentlich hoch. Das
thörichte Verbot des Zinsennehmens hatte im vorigen Zeiträume den Lombarden
und Juden möglich gemacht, sie bis auf 20, ja mitunter auf 30 Prozente zn
steigern. Derselbe Fuß oder ein nur wenig geringerer blieb in dem vorlie¬
genden herrschend. Gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts stand in
Italien das Geld zu 40 Prozent; ja, Karl VIII. mußte den Genuesen 42
Prozent (von 100,000 Dukaten 14,000 in vier Monaten) bezahlen.
Dagegen wurde der Handel durch viele und stets zunehmende günstige
Umstände, zumal durch viele treffliche — theils eigentliche Handels -, theils
wiffenschaftliche Erfindungen — sehr wirksam befördert und gehoben. So dienten
die Wechselb riefe und die Banken zu einem wichtigen Ersaze des baaren
Geldes, und boten Erlcichtcrungsmittel der Saldirung. Das Lumpenpapier, die
Buchdruckerkunst, die Posten machten eine Vervielfältigung der Handelsverbin¬
dungen und eine Schnelligkeit der Mittheilungen möglich, wie sie früher kaum
mochte geahuet werden. Seidenbau, Zuckcrplantagen im südlichen Europa, daS
Pöckeln der Häringe im nördlichen, so wie die weitere Ausdehnung des Stock¬
fisch- und Wallfischfangcs wurden Quellen des reichsten Verkehrs. Endlich öffneten
der Kompaß — wohl schon eine ältere Erfindung*), doch nur langsam in
größere Anwendung gcsczt — und die am Ende des Zeitraums gemachten
großen Entdeckungsreisen dem Unternehmungsgeiste neue, unermeßliche Sphären.
*) Gewöhnlich Flavio Gioja in Amalfi um 1320 zugeschrieben, doch erweislich schon
im 13ten Jahrhundert bekannt.