Full text: [Abt. 2 = 6. Schulj, [Schülerband]] (Abt. 2 = 6. Schulj, [Schülerband])

15. Der Schenk 
1. Zu Limburg auf der Feste, 
Da wohnt ein edler Graf, 
Den keiner seiner Gäste 
Jemals zu Hause traf; 
Er trieb sich allerwegen 
Gebirg und Wald entlang; 
Kein Sturm und auch kein 
Regen 
Verleidet' ihm den Gang. 
2. Er trug ein Wams von 
Leder 
Und einen Jägerhut 
Mit mancher wilden Feder; 
Das steht den Jägern gut. 
Es hing ihm an der Seiten 
Ein Trinkgefäß von Buchs; 
Gewaltig konnt' er schreiten 
Und war von hohem Wuchs. 
3. Wohl hatt' er Knecht und 
Mannen 
Und hatt' ein tüchtig Roß, 
Ging doch zu Fuß von dannen 
Und ließ daheim den Troß; 
Es war sein ganz Geleite 
Ein Jagdspieß stark und lang, 
An dem er über breite 
Waldströme kühn sich schwang. 
4. Nun hielt auf Hohen¬ 
staufen 
Der deutsche Kaiser Haus; 
Der zog mit hellen Haufen 
Einstmals zu jagen aus. 
Er rannt' auf eine Hinde 
So heiß und hastig vor, 
von Limburg. 
Daß ihn sein Jagdgesinde 
Im wilden Forst verlor. 
5. Bei einer kühlen Quelle 
Da macht' er endlich halt; 
Gezieret war die Stelle 
Mit Blumen mannigfalt. 
Hier dacht' er sich zu legen 
Zu einem Mittagschlaf, 
Da rauscht es in den Hägen, 
Und stand vor ihm der Graf. 
6. Da hub er an zu schelten: 
„Treff ich den Nachbar hie? 
Zu Hause weilt er selten, 
Zu Hofe kommt er nie; 
Man muß im Walde streifen, 
Wenn man ihn sahen will; 
Man muß ihn tapfer greifen, 
Sonst hält er nirgends still." 
7. Als drauf ohn' alle Fährde 
Der Graf sich niederließ 
Und neben in die Erde 
Die Jägerstange stieß, 
Da griff mit beiden Händen 
Der Kaiser nach dem Schaft: 
„Den Spieß muß ich mir pfänden; 
Ich nehm' ihn mir zur Haft. 
8. Der Spieß ist mir verfangen, 
Des ich so lang begehrt; 
Du sollst dafür empfangen 
Hier dies mein bestes Pferd; 
Nicht schweifen im Gemälde 
Darf mir ein solcher Mann, 
Der mir zu Hof und Felde 
Viel besser dienen kann."
	        
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