Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (2)

Napoleon I. 
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ber Friebe zu Campo Formio bas Gespenst ber Säkularisation heraus. 
Die bem Frieben folgenben Verhanblungen mit bem beutschen Reiche 
zu Rastatt gewährten Napoleon einen Einblick in bie Verhältnisse ber 
beutschen Fürsten unb boten ihm bie Grundlage seiner späteren Politik. 
Der Staatsstreich bes Direktoriums vom 5. September war nur 
mit Napoleons Hilfe gelungen, unb als Napoleon selbst von bem 
ruhmreichen italienischen Felbzuge nach Paris zurückkehrte, würbe er 
bort mit unbeschreiblichem Jubel empfangen. Napoleon hatte feinen 
Ruhm fest begrünbet. Er verbarg aber klug feinen Ehrgeiz unb 
arbeitete mit berechneter Politik feinem nächsten Ziele entgegen: ber 
Vernichtung Englanbs. Der Kampf gegen Englanb durchzieht 
Napoleons ganze Laufbahn. Mit allen anberen Gegnern wechseln 
Krieg unb Frieben, mit Englanb allein bauert ber Krieg säst un¬ 
unterbrochen fort. Bei ber Beurteilung bes Kampfes mit Englanb 
bars man nicht unberücksichtigt lassen, baß Napoleon ihn gleichsam 
von ben früheren Regierungen erbte: er hat sich nicht selbst hinein¬ 
gestürzt, er war gezwungen, ihn fortzuführen. Nach bem Napoleon 
bas Direktorium überzeugt hatte, baß ein Einfall in bas Jnfelreich 
unausführbar fei, suchte er bie Machtstellung Englanbs bnrch bie 
Eroberung Ägyptens zu vernichten. Er wollte Malta, Ägypten unb 
bie Jonischen Inseln erobern, um Frankreich bie Seeherrschast im 
Mittelmeer unb ben gesamten ßevantehanbel zu sichern. Von ba bis 
nach Jnbien war nur noch ein Schritt. Das Direktorium in Paris 
betraute ben Korsen um so lieber mit bie]er Ausgabe, um seinen 
Ehrgeiz abzuleiten, unb Napoleon führte bie Ausgabe um so lieber 
aus, um seinen in Italien begrünbeten Ruhm zu erhalten unb zu 
befestigen. Zur Aufrichtung feiner Diktaturstellung hielt er bie Zeit 
noch nicht für reif. 
Von Toulon aus zog Napoleon am 19. Mai 1798 mit feiner 
Transportflotte, bie 30 000 Mann ausgesuchter Truppen führte, unb 
ber sie begleitenben kleinen Kriegsflotte ab. Eine Anzahl Gelehrter 
begleitete ihn, um bie Expebition sogleich wissenschaftlich auszubeuten. 
Das Glück war ihm stets holb — bas bars man bei ber Beurteilung 
bes Korsen überhaupt nicht unbeachtet lassen —. Wie burch ein 
Wunber entging er mehreremal ber unter Nelson im Mittelmeer 
kreuzenben englischen Kriegsflotte. Leichten Kampfes nahm er Malta. 
Bereits am 1. Juli lanbete er in ber Stabt Alexanbers bes Großen 
in Ägypten. Sogleich trat er mit feiner Armee ben Marsch 
ins Innere Ägyptens an. Zwar vernichtete Nelson bei Abukir schon 
am 1. August bie sranzösische Flotte bis auf vier Schiffe unb schnitt 
so bie französische Armee vom Mutterlanbe ab, aber bieses Unglück 
Kreuzberg, Entwicklung des deutschen Volkes. II. 8
	        
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