Full text: [Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband]] (Teil 5 = Kl. 5, [Schülerband])

IV. 
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V 83. Federpuschel und Flederwisch. 
In einer Zimmerecke hing an einem rotseidenen Bande eine 
Federpuschel, mit der die Hausfrau alle Tage den Staub von aller¬ 
lei zerbrechlichen Sachen abwedelte, und hinter dem Ofen lag, 
vergessen und vergraut, ein Flederwisch, der früher einmal einer 
Gans als Flügel gedient hatte. 
Die Federpuschel sah verächtlich auf den Flederwisch herab, 
denn sie besaß einen gedrechselten Holzstiel und war aus den schön¬ 
sten, bunten Federn zusammengestellt, die zierlich hin und her nickten, 
wenn man die Puschel in der Hand bewegte. Der Flederwisch aber 
war steif und unansehnlich; zudem hatte er schon viele von seinen 
kleineren Federn verloren und sah recht heruntergekommen aus. 
Eines Abends langweilte sich die Puschel sehr, und obwohl sie 
sonst nicht auf den Flederwisch zu achten pflegte, sing sie nun doch 
ein Gespräch mit ihm an. 
„Es ist doch schön," sagte sie, „wenn man viele bemerkens¬ 
werte Erinnerungen in sich birgt, dann kann einem die Zeit nicht 
lang werden." Hierbei unterdrückte sie ein leises Gähnen. „Du hast 
wohl keine bemerkenswerten Erinnerungen?" 
„Nein," sagte der Flederwisch, „ich habe keine bemerkenswerten 
Erinnerungen." 
„Schade," erwiderte die Federpuschel, „ich hätte gern einmal 
etwas Hübsches erzählen hören. Doch da du nichts zu wissen scheinst, 
so will ich dir etwas erzählen." 
„Ja! bitte, tue das!" sagte der Flederwisch bescheiden. 
Die Puschel ließ ihre bunten Federspihen spielen und begann 
vornehm: „Siehst du das Büschel roter Federn in meiner Mitte?"
	        
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