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rechten Orte, nämlich, daß man die Kenntniß von
den wahren und unverfälschten Sitten und Gebrau¬
chen der Wilden nicht in den Pflanzstadten der Eu¬
ropäer stichen muß. Die südlichen und übrigen
Stämme, die einen beständigen Umgang mit den
Franzosen oder Engländern hatten, können ihre Sit¬
ten und Gewohnheiten unmöglich in ihrer völligen
Reinheit erhalten haben. Sie konnten es nicht ver¬
hindern, die Laster und selbst die Sprache derer an-
zunehmcn, deren Beyspiel ihnen täglich verspielte,
und der Hang zur Trunkenheit, welchen einige Völ¬
ker angenommen haben, hat seine Quelle in dem
Reitze, den sie durch die Europäer erhielten, tmb wo¬
durch der Charakter selbst unendlich viel verlieren
mußte. Bey Stämmen der Art trifft inan folglich
bloß ein verwirrtes Gemisch von Gebrauchen und
Grundsätzen an, den wahren Hauptcharakter der Na¬
tion findet man hingegen im Innern des Landes, den
freylich nur Wenige zu beobachten Gelegenheit ge¬
habt haben.
Die körperlichen Hauptzüge, worin fast alle
Stämme mit einander überein kommen, bestehen
darin: man findet sie meist schlank, etwas groß und
gut gewachsen, und ungesunde Körper find wirklich
selten. Ihre Haut hat eine röthliche Kupferfarbe,
ihre Augen find groß und schwarz, wie ihre Haare,
welche nur selten kraus gefunden werden. Ihre
Zahne find weiß und gesund, dabey stehen ihnen die
Wangenknochen etwas hervor, mehr aber bey dem
weiblichen Geschlechts; denn diese sind auch nicht völ¬
lig so groß als die Europäerinnen, doch ist ihre Ge-
fichtsbildung keinesweges mißfallend, ihr Wuchs ist
schön und ihre Gesundheit vortrefflich. Man kann
nicht sagen, ob die Indianer die Farbe ihrer Haut
der Natur, der Kunst oder dem Klima Zuzuschreiben
haben: