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gehen. Durch sie sind wir mit den „arabischen" Ziffern und der Algebra (Buchstaben¬
rechnung) bekannt geworden. Wahrhaft Großartiges leisteten sie in der Baukunst. Welt¬
berühmt ist die Alhambra, das Königsschloß in Granada. Erst 1492 wurden die letzten
Mauren aus Spanien vertrieben.
2. Pipin der Kurze. Die Macht der Hausmeier nahm von Jahr zu Jahr
zu, uud Karls Sohn, Pipin, unterzeichnete seine Verordnungen bereits als
„Herzog und Fürst der Franken". Um zu der Macht auch den königlichen
Namen zu erlangen, wandte sich Pipin an den Papst mit der Frage: „Ist es
recht, daß derjenige König ist, der müßig zu Hause sitzt, oder derjenige, der die
Mühen und Gefahren der Regierung trägt?" Der Papst antwortete, wie es Pipin
erwartet hatte: „Der die Mühen und Gefahren der Regierung trägt." Da ließ Pipin
dem letzten Merowinger, Childerich III.,. die langen Locken abscheren und ihn
in ein Kloster stecken. Er selbst aber wurde vom Bischof zum Könige der Frauken
gefa bt. Zum Dauke dafür schenkte Pipin dem Papste ein Stück Land in Italien.
Aus diesem entwickelte sich später der Kirchenstaat. (Gedicht: Pipin der Kurze.)
3. Ausbreitung des Christentums in Deutschland.
(Bonifatius* 754,)
1. Glaubensboten. Etwa sechs Jahrhunderte waren seit der, Geburt Christi
vergangen, und noch lebte ein großer Teil des deutschen Volkes im finsteren
Heidentum. Um diese Zeit kamen fromme Glaubensboten aus Jrlaud und Eng¬
land nach Deutschland, um hier das Evangelium zu predigeu. Unter diesen
waren die wichtigsten Fridolin, Kolumban und Gallns (der Gründer des
Klosters St. Gallen). Sie wirkten im Süden Deutschlands. Int Nordeu waren
später Willibrord und besonders sein Schüler Winfried, ein Angelsachse,
tätig. Winfried erhielt später vom Papst den Namen Bonisatius (= der Glück¬
liche; Winfried — Glückskind).
2. Bonifatius bekehrt die Hessen und Thüringer. Zuerst ging Bouifatius
zu den Friesen, wo schon seiu Lehrer Willibrord als Missionar tätig war. Aber
die Friesen waren ein rohes, wildes Volk. Sie widerstanden mit ihrem Könige
Radbod hartnäckig den Lehreu Willibrords. Da Bonifatius bei beit Friesen
nichts ausrichten konnte, begab er sich später zu den Hessen und Thüringern.
Bei dem Dorfe Geismar in Hessen stand eine uralte, mächtig große Eiche.
Diese war dem Donnergotte Donar geheiligt. Das Volk brachte unter ihr seine
Opfer und glaubte, wer sie verletze, den würde Donar durch seinen Blitz er¬
schlagen. Kühn ergriff Bonifatius die Axt und begattn, die Eiche niederzuhauen.
Aber kein Blitzstrahl zuckte hernieder, bett Frevler zu zerschmettern. Krachend
stürzte die Eiche zu Boden. Nttit erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter
und nahm willig die Lehren des Christentums'an. Auf der Stelle, wo die Eiche
gestanden hatte, errichtete Bonifatius ein Kreuz, und aus dem Holze des Baumes
ließ er eine Kapelle bauen.
3. Erzbischof. Mit mehreren Gehilfen zog Bonifatius nun von Land zu
Land und suchte die Lehre Christi auszubreiten. Überall sielen die GötzettbLder,
und K'.rchett und Klöster traten an ihre Stelle. Auch das Kloster Fulda, worin
Glaubettsboten für die Bekehrung der alten Deut'chen ausgebildet wurden, ist
von Bonifatius gegründet worden. Für seinen Eifer ernannte ihn der Papst