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doch erst besser sür sich sorgen, sie würden schon noch etwas finden;
aber Ludwig beharrte bei seinem Ausspruche. „Ich habe nicht
mehr gethan als ein jeder brave Ritter; aber der Schweppermann
hat mehr gethan als ein Dutzend von uns; ihm gebührt die Ehre!" —
Noch jetzt, nach 500 Jahren, liest man des Kaisers Worte: „Jedem
ein Ei, dem frommen Schweppermann zwei!" auf dem Grabsteine
des letztem. W. Curtmann.
7. Kaiser Mar auf der Martinswand.
Kaiser Maximilian, der dazu geboren schien, allerlei Gefahren
schadlos zu überstehen, hat auch die gefährlichste unter allen Jägereien,
nämlich die Gemsjagd, am meisten geliebt und dabei so viel Todes¬
gefahren glücklich überstanden, daß daraus ein sonst unerhörtes,
hohes Beispiel zu nehmen ist, wie das himmlische Engelgeleite
einen gottgeliebten und gottliebenden Fürsten auf den Händen zu
tragen vermöge.
An der Landstraße von Augsburg nach Jnsbruck gipfelt sich
ein jäher, überhoher Fels an den Wolken hinauf, welcher von dem
anliegenden Dorfe Zirle der Zirlberg. auch von der nächsten Kirche
und dem alten Schlosse zu St. Martin, und weil er gleich einer
gemauerten Wand emporsteigt, St. Martinswand genannt wird.
Aus diese Wand verstieg sich Maximilian in seiner Jugend, als
er den Gemsen nachkletterte, also daß er weder weiter noch wieder
zurücksteigen konnte. Wo er sich hinwendete, da hatte er den Tod
vor Augen. Sah er über sich, so drohten ihm die überhangenden
Felsen, welche sich abreißen und sein Leichenstein werden konnten.
Sah er unter sich, so erschreckte ihn eine grausame Tiefe von mehr
als hundert Klaftern, die ihm sein Grab vorbildete. Sah er um
sich, so war er mit Felsen umgeben, welche viel zu hart waren,
sich seiner erbarmen zu können. Mit einem Seile und anderm
Werkzeuge ihm zuzukommen, verbot aller Welt die nnersteigliche
Höhe des Ortes. Einen Weg, zu ihm zu kommen, hätten alle
Steinbrecher in Monatsfrist nicht öffnen können. Er sah zwar