Aus dem deutschen Kriege 1870—71.
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b) Die Schlacht von Sedan.
Der erste Abschnitt des Krieges war beendet. Weit über alles
Hoffen und Erwarten waren die ersten Schritte und Thaten unseres
Heeres gesegnet gewesen. Gott hatte die Gebete des deutschen Volkes
und seines Königs wunderbar erhört. Während die französischen
Zeitungen zuversichtlich für diese Zeit den Einzug ihrer Truppen in
Berlin vorausgesagt hatten, standen unsere Soldaten mitten in Frankreich,
ein Heer, wie es Deutschland noch niemals gesehen hatte, eine Million
Streiter in trefflicher Rüstung und von einem Geiste beseelt. Gewaltige
Schlachten waren geschlagen, alle Stämme des deutschen Volkes hatten
in edlem Wetteifer Siegeslorbeeren sich erworben. Überall war der Feind
zurückgedrängt, aus den festen Stellungen vertrieben. Eine Armee unter
dem Marschall Mac Mahon war vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm
aufgerieben worden, eine zweite unter Bazaine wurde vom Prinzen
Friedrich Karl in Metz festgehalten. Nun zog Kaiser Napoleon selbst
mit einer dritten, der sich die Trümmer der vom Kronprinzen geschlagenen
angeschlossen hatten, langsam von Chalons her heran, um dem in
Metz eingeschlossenen Bazaine Ersatz zu bringen. Diese wurde auf dem
Marsche von den vordringenden Deutschen bei Sedan angegriffen und
nach blutigem Ringen zur Ergebung gezwungen. Es war die gewaltigste
Schlacht des ganzen Krieges.
Die deutsche Armee war am Abend des 31. August und am
1. September früh in den vorgeschriebenen Stellungen angelangt; sie
stand rings um Sedan. Der Kampf begann trotz dichten Nebels schon
am Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr hitziges Ge—
fecht, wobei in den Dörfern Haus für Haus genommen werden mußte.
Als dann von den umliegenden Höhen her die Artillerie in den Kampf
mit eingriff und der Donner der Geschütze mit dem Knattern der
Gewehre sich mischte, wurden die Dörfer genommen. Obwohl tief ein—
geschnittene Schluchten mit Wäldern das Vordringen erschwerten und
die Verteidigung begünstigten, so gewann die deutsche Infanterie doch
mehr und mehr Terrain, und immer enger zog sich der Feuerkreis um
Sedan zusammen. Allmählich fing der heftige Widerstand des Feindes
an nachzulassen. Unaufhaltsam wälzten sich die Massen der Flüchtigen
gegen Sedan zurück. Verwundete und Unverwundete drängten sich auf
allen Wegen nach der Festung; ganze Bataillone gehorchten den Be—
fehlen ihrer Führer nicht mehr; Trupps herrenloser Pferde rannten
erschreckt umher und erhöhten die Verwirrung, und in dieses entsetzliche
Durcheinander schlugen unaufhörlich von allen Seiten die deutschen
Granaten und brachten überallhin Schrecken, Verwundung und Tod.
Jetzt hielt der französische Oberbefehlshaber die Zeit für gekommen,
wo die bis dahin in Reserve gehaltene Kavallerie zur Attacke vorgehen