Full text: [Teil 2 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 2 = Sexta, [Schülerband])

Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. 
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scheiden. Wollte man seine Taten rühmen, so lenkte er das Lob gern 
auf seinen treuen Kriegsgefährten Gneisenau ab. Obwohl Blücher 
mit Leib und Seele Kriegsmann war, zeigte er doch frommen, christ¬ 
lichen Sinn. Er starb im Jahre 1820; in Berlin, in Rostock und in 
Kaub am Rhein hat man dem tapfern Helden Standbilder errichtet. 
85. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. 
1. Die Lieblingsblume Kaiser Wilhelms (1807). 
L. Marquardt. Charakterzüge und Anekdoten aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. 
Leipzig. 
Als die Königin Luise, die unvergeßliche Mutter des großen 
Monarchen, vor dem Eroberer Napoleon von Königsberg nach 
Memel flüchten mußte, brach an dem Wagen, in dem sie mit 
dem zwölfjährigen Kronprinzen und dem zehnjährigen Prinzen 
Wilhelm fuhr, ein Rad. Da sich der Unfall auf offener Land¬ 
straße, fern von einer menschlichen Wohnung zutrug, so mußten 
die Flüchtigen lange warten, bis Hilfe herbeigeholt war. Die 
Prinzen suchten, sich die Zeit zu verkürzen und den sich ein¬ 
stellenden Hunger zu vergessen, indem sie in dem nahen Roggen¬ 
felde Kornblumen pflückten. Sie brachten die Blumen ihrer Mutter, 
und diese wand daraus feuchten Auges einen Kranz. Der Prinz 
Wilhelm suchte sie durch Liebkosungen zu trösten, und, unter 
Tränen lächelnd, setzte sie ihm den blauen Kranz aufs Haupt. 
Dieser Vorgang blieb dem Kaiser Wilhelm zeitlebens unver¬ 
geßlich; jede Kornblume, die er sah, erinnerte ihn an die 
Tränen der treuesten aller Mütter, und .¡er liebte sie deshalb 
wie keine andere Blume. 
2. Glück und Unglück im Elternhause (1810). 
W. Müller. Kaiser Wilhelm. Sein Leben und seine Zeit. Berlin. 
In den harten Zeiten, die mit dem Jahre 1806 für Preußen 
begonnen hatten, war der Trost der mit ihrem Lande leidenden 
Königin Luise das Glück, das sie als Gattin und als Mutter 
genoß. Wann ihr der Boden unter den Füßen wankte, blieb ihr 
noch fest die Hoffnung auf das glückliche Gedeihen ihrer Kinder. 
An ihre langjährige Freundin, Frau von Berg, schrieb sie im 
Jahre 1809: „Ich beklage mich nicht, daß meine Lebenstage 
in diese Unglücksjahre fielen. Vielleicht gab mein Dasein Kindern 
das Leben, die einst zum Wohle der Menschheit beitragen werden.“ 
Paldamus, Deutsches Lesebuch. Ausg. 6. Sexta. 10
	        
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