49
Friedrich Wilhelms I.) Für arme Kranke ließ er die Charite erbauen, ein großes
Krankenhaus, worin gleich im ersten Jahre 300 Kranke Pflege fanden.
Schon in feinem 52. Jahre raffte ihn der Tod hinweg. Seinem Sohn und
Nachfolger hinterließ er ein trefflich eingeübtes Heer von 83000 Mann, einen
Staatsschatz von 26 Millionen Mark und einen trefflich geschulten preußischen
Beamtenstand, der sich durch Fleiß und Gewissenhaftigkeit auszeichnete.
4Z. ^rieclrick cler GrolZe, König von preulZen. 1740—1786.
a) Jugend.
1. Erste Kindheit. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 geboren. Sein
Vater wollte aus ihm einen tüchtigen Soldaten machen, daher mußte der Prinz
von klein auf Uniform tragen, und Trommel, Säbel und Gewehr waren seine
Spielsachen. Als er kaum fünf Jahre alt war, bildete ihm sein Vater eine
Kompagnie von 110 adligen Knaben, mit denen er soldatische Spiele übte, und
vom 10. Jahre an mußte er als gemeiner Soldat mit Flinte und Tasche vor
dem Schlosse Schildwache stehen.
2. Zwiespalt. Dem Kronprinzen wurden jedoch die straffen, soldatischen
Übungen bald zuwider; dagegen hatte er große Liebe zur Dichtkunst, las auch
gern französische Bücher und ergötzte sich mit Flötenspiel. Das waren aber
lauter Dinge, die sein Vater durchaus nicht leiden konnte.
Fritz trieb sie daher im geheimen; aber der König merkte es doch zuweilen und schalt
ihn dann heftig aus, ja, drohte ihm auch wohl mit aufgehobenem Krückstock. Trotzdem ließ
der Kronprinz heimlich den Flötenspieler Quanz aus Dresden kommen und sich von ihm
Unterricht erteilen. Eines Abends, als die beiden so gemütlich beisammen waren — der Prinz
mit zierlichem Haarbeutel und in gesticktem Schlafrocke — hörten sie plötzlich den Tritt des
Königs. Schnell sprang Quanz in ein Versteck; Flöte und Noten wurden beiseite gebracht,
und Friedrich legte in aller Eile die Uniform an. Der Vater merkte dennoch, was geschehen
war, warf Schlafrock und Haarbeutel ins Feuer und konnte des Scheltens kein Ende finden.
Immer strenger wurde von jetzt an der Kronprinz bewacht, und nicht selten
bekam er den Krückstock zu fühlen. „Fritz ist ein Querpseifer und Poet," sagte
der König zornig, „er wird mir meine ganze Arbeit verderben."
3. Flucht. Diese harte Behandlung brachte in dem Kronprinzen den Ent¬
schluß zur Reife, heimlich nach England zu entfliehen. Im Sommer 1730 machte
der König eine Reise nach Süddeutschland; der Kronprinz begleitete ihn. Vom
Rhein aus wollte er die Flucht bewerkstelligen, und zwei seiner Freunde, Keith
und Kalte, sollten ihm dabei behilflich sein. Einmal übernachtete der König mit
dem Kronprinzen in einem Dorfe nicht weit von Heidelberg in einer Scheune.
Gegen 3 Uhr verließ Friedrich in einer Verkleidung die Schlafstätte und wollte
ein Pferd besteigen. Ein Diener bemerkte es und hielt ihn zurück. Der König
verbarg zunächst seinen Zorn; erst in Preußen wollte er über den „feigen Deser¬
teur" Gericht halten. In Wesel fand das erste Verhör statt; der König war
außer sich vor Zorn und zog den Degen, um Friedrich zu durchbohren. Der
General von Mosel aber warf sich dazwischen und sagte: „Durchbohren Sie mich,
aber schonen Sie Ihres Sohnes." Von hier wurde der Kronprinz auf die
Festung Küstrin gebracht; ein Kriegsgericht sollte ihn zum Tode verurteilen.
4. Im Gefängnis. In Küstrin saß Friedrich in einer kleinen Zelle. Nur
der Gesüngnisprediger durfte mit ihm verkehren, und das einzige Buch, das