Full text: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

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IV. Sagen. 
zwei Bettstellen, eine sehr kurze und eine sehr lange. Zu diesen 
führte er den Fremden, der in seine Hände geraten war. War dieser 
lang, so zwang er ihn, sich in das kurze Bett zu legen, und hieb 
dann so viel von den Beinen ab, bis der Körper in das Bett paßte. 
Wenn aber der Fremde klein war, so mußte er sich in das lange Bett 
legen, und dann reckte der Unhold ihn so lange, bis seine Füße an 
das Ende des Bettes stießen und er unter unsäglichen Schmerzen den 
Geist aufgab. Theseus aber vergalt ihm Gleiches mit Gleichem. Er 
warf den Riesen in die kleine Bettstelle und hieb ihm mit dem Beile 
die Beine ab, daß er jämmerlich umkam. 
2. 
König Ägeus nahm seinen Sohn mit großer Freude auf, als dieser 
nach so herrlichen Taten in Athen ankam, und mit gerechtem, väter¬ 
lichem Stolze hörte er den Bericht von seinen Heldentaten. Alles Volk 
freute sich des herrlichen Jünglings, den es als Kronerben begrüßte. 
Nur die Neffen des Königs Ägeus waren unzufrieden; sie hatten ge¬ 
hofft, nach dessen Tode sich sein Erbe zu teilen. Sie griffen zu den 
Waffen, um Ägeus und Theseus, den sie einen Betrüger nannten, 
zu vertreiben. Aber ehe sie sich dessen versahen, überfiel sie Theseus 
und hieb sie alle nieder. Bald darauf befreite Theseus das Land von 
einem wilden Stier, der entsetzliche Verheerungen anrichtete. Er nahm 
ihn lebendig gefangen, führte ihn nach Athen und opferte ihn dem 
Apollo. 
Auf den Athenern lastete aber damals ein schweres Geschick. Vor 
Jahren war ein Sohn des Königs Minos von Kreta zu den in Athen 
veranstalteten Waffenspielen gekommen. Er hatte über alle Mit¬ 
kämpfer den Sieg davongetragen, und, erbittert über ihre Niederlage, 
hatten die Athener den heimkehrenden Jüngling hinterlistig überfallen 
und ermordet. Diesen Frevel zu rächen, war König Minos mit vielen 
Schiffen und Kriegern herbeigezogen, hatte Athen belagert und be¬ 
zwungen und den tiefgedemütigten Bewohnern eine harte und schmähliche 
Strafe auferlegt. Jedes neunte Jahr mußten sie sieben Jünglinge und 
sieben Jungfrauen als Tribut nach Kreta schicken, um dort dem 
Minotaurus, einem schrecklichen Ungeheuer, halb Stier, halb Mensch, 
das in dem Labyrinthe seinen Wohnsitz hatte, zum Fraße zu dienen. 
Das Labyrinth aber war ein ungeheures Gebäude mit so viel Sälen, 
Gemächern und Jrrgängen, daß diejenigen, die hineingerieten, nimmer 
wieder den Ausgang fanden. Zum drittenmal kamen die Gesandten 
des Minos, um die Opfer abzuholen. Da jammerte den Theseus die 
Not seines Volkes, und er erbot sich, freiwillig mitzuziehen, um entweder 
die armen Jünglinge und Jungfrauen zu retten, indem er den Mino-
	        
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