Full text: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

Nohwtdder: Das Rettungswescn an den deutschen Küsten. 259 
Brandung erschwerte die Rettung der drei im Tauwerk hängenden 
Schiffbrüchigen sehr, so daß die Aufnahme in das Rettungsboot erst 
nach mehreren Versuchen gelang, wobei das Rettungsboot viel Wasser 
übernahm. Die Schiffbrüchigen, die bereits fünf Tage in dem Tau¬ 
werk zugebracht hatten und fast erstarrt waren, wurden nach denr 
Cuxhavener Krankenhause befördert, da ihnen Hände und Füße teil¬ 
weise erfroren waren. Sieben Mann der Besatzung hatten ihr Leben 
eingebüßt." 
Durch die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger", 
deren Schutzherr der Kaiser ist, sind Rettungsstationen an aller: 
gefährlichen Punkten der deutschen Küste von Borkum bis an die 
russische Grenze eingerichtet. Es sind ihrer nicht weniger als 127; 
davon sind 54 Doppelstationen, d. h. zugleich mit Raketenapparat und 
Rettungsboot ausgerüstet; 55 sind Bootsstationen und 18 Raketen¬ 
stationen. Seit Gründung der Gesellschaft wurden durch diese nicht 
weniger denn 2945 Personen gerettet und große Sunrmen zur Belohnung 
hervorragender Retturrgstaten verteilt. In England, Frankreich, 
Dänemark und anderen Kulturländern bestehen ähnliche Rettungs¬ 
gesellschaften; allein die britische Gesellschaft hat in den ersten 
53 Jahre:: ihres Bestehens etwa 25 000 Schiffbrüchigen das Leben 
gerettet. 
Anders stand es in alten Zeiten um die Unglücklichen, die durch 
Wind und Wetter an eine fremde Küste geworfen wurden. Zu ihrer 
Rettung konnte in den meisten Fällen nichts unternommen werden. 
Alles, was ans Land trieb, war Strandgut der Küstenbewohner. Um 
dieses zu vermehren, wurden die Schiffe nicht Men absichtlich in die 
Irre gelockt. Ja, man scheute sich nicht, in den Kirchen um Ver¬ 
mehrung des Strandgutes zu bitten. Hieß es doch an vielen Orten im 
allgemeinen Kirchengebet: „Gott segne unsern Strand!" das heißt, er 
lasse recht viele Schiffe untergehen an unserer Küste. An die armen 
Unglücklichen, die nicht allein Hab und Gut, sondern auch oft ihr Leben 
einbüßten, dachte man nicht. 
Niemand wird bestreiten können, daß die heutige Zeit in diesem 
Stücke wie in vielen anderen einen großen Fortschritt gemacht hat. 
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