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Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich
tanzten sie zur Thüre hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder, dem Schuster
aber ging es wohl, so lange er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm.
Grimm.
3. Bauer und Edelmann.
Ein Bauer kam angetrunken nach Hause und erzählte der Frau, er hätte auch
den Gutsherrn angetroffen. — Was sagte er denn? — Er fragte, wo ich her käme,
und wie ich sagte, vom Markt, fragte er, ob er auch groß gewesen wär. Da sagte
ich, ich hätt' ihn nicht gemeffen. Ich meine, sagte er, ob viel Käufer und Verkäufer
da gewesen wären. Ich hab sie nicht gezählt, versetzte ich. Wo geht denn nun der
Weg hin? fragte er. Der Weg geht nicht sagte ich, er liegt. Das wird uns
eingetränkt werden, rief die Frau besorgt. Sagte der Herr denn weiter nichts? —
Ja, er sagte noch, was ich denn auf dem Markt gethan hätte? worauf ich sagte,
was er alle Tage thäte, mich betrunken.
Das ist ja noch kreuzschlimmer! wehklagte die Frau. Ich armes Weib! Du
kommst in den untersten Thurm: wie soll ich dann meine Kinderchen ernähren?
Dein böses Maul bringt uns an den Bettelstab. Wenn morgen nichts darauf kommt,
will ichs loben. Darum ließ sich aber der Bauer kein graues Haar wachsen, son¬
dern ging zu Bett und schlief den Rausch aus. Nach einiger Zeit legte sich auch
die Frau; aber sie fand die Ruhe nicht, während der Mann lag und schnarchte.
Am Morgen in aller Frühe klopfte es schon an der Thüre. Die gute Frau
siel vor Schrecken fast aus dem Bette. Der Bauer wollte sich aber nicht aufrichten,
um nachzusehen, wer draußen wäre. So mußte die Frau selber aufmachen, und sieh,
es war der Büttel, der den Bauern Schlag elf Uhr aufs Schloß beschied. Hab
ich mirs nicht eingebildet, jammerte die Frau, daß wir verspielt und verloren sind.
Hat gute Wege! brummte der Mann, legte sich auf ein ander Ohr und schlief
ruhig weiter. Gegen elf Uhr mußte sie ihn mit Gewalt aus dem Bette treiben,
daß er die angesagte Stunde nicht versäumte. Inzwischen war sie auf ein Mittel
bedacht gewesen, wie sie den Zorn des Gutsherrn beschwichtigen möchte. Ich hab
ein junges Häschen auserzogen, sagte sie zu dem Mann, das ist fromm und zahm.
Nimm es unter den Rock und bring es dem Herrn zum Geschenk. Vielleicht erbarmt
er sich und läßt Gnade für Recht ergehen.
Der Bauer ließ es sich unter den Kittel stecken und ging, den Schlaf aus
d»n Augen reibend, nach dem Schlöffe. Der Herr, dem er schon zu lange geblieben
war, lag im Fenster und sah ihn ankommen. He! bist du endlich da, rief er ihm
zu, du loser Spötter! Zu dienen, Ew. Gnaden, versetzte der Bauer. Als er aber
in den Schloßhof getreten war, ließ der Gutsherr alle Hunde auf das Bäuerlein
hetzen. Indem sie eben auf ihn einsprangen, ließ er wie vor Schrecken den Hasen
fallen, der gleich vor den Hunden Reißaus nahm. Als die Hunde den Hasen lau¬
fen sahen, jagten sie hinter ihm drein und krümmten dem Bauer nicht ein Haar.
Der Kerl kann mehr als Brod effen, dachte der Edelmann.
Der Bauer trat nun in die Stube, wo der Tisch gedeckt stand und der Guts¬
herr sich eben niedergelaffen hatte. Der Bauer bedachte sich nicht lange und setzte