Full text: Für die untern und mittlern Klassen (Theil 1, [Schülerband])

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5. Wer hat das Kreuz erhoben 
Zum Schutz für jedes Herz? 
Wer wohnt im Himmel droben, 
Und wohnt in Angst und Schmerz? 
6. Geh zu dem Wunderstamme, 
Gib stiller Sehnsucht Raum, 
Aus ihm geht eine Flamme 
Und zehrt den schweren Traum. 
7. Ein Engel zieht dich wieder 
Gerettet auf den Strand, 
Du schaust voll Freude nieder 
In das gelobte Land. 
Novalis. 
18. Wenn in bangen trüben Stunden. 
1. Wenn in bangen trüben Stunden 
Unser Herz beinah' verzagt, 
Wenn, von Krankheit überwunden, 
Angst in unserm Innern nagr, 
Wir der Treugeliebten denken, 
Wie sie Gram und Kummer drückt, 
Wolken unsern Blick beschränken, 
Die kein Hoffnungsstral durchblickt: 
2. O! dann neigt sich Gott herüber, 
Seine Liebe kommt uns nah', 
Sehnen wir uns dann hinüber, 
Steht sein Engel vor uns da, 
Bringt den Kelch des frischen Lebens, 
Lispelt Muth und Trost uns zu; 
Und wir beten nicht vergebens: 
„Auch für die Geliebten Ruh'." 
N ovalis. 
19. Trost 
1. Wann wird die.Nacht mir enden, 
Wann werd' ich wieder wach? 
Wann trägt auf goldnen Händen 
Auch mich ein lichter Tag? 
Es ist des Herren Wille 
Auck dieser schwere Traum, 
Er ruft mich in der Stille, 
Er füllt den leeren Raum. 
2. Nun ich auf meinen Knien 
Zu dir, o Herr, gefleht, 
An meiner Thränen Glühen 
Hat Hoffnung mich umweht: 
Ich sehe Blitze leuchten 
Durch diese schwüle Luft, 
Die wen'gen Tropfen feuchten 
Des Herzens dürre Gruft. 
im Gebete. 
3. Es fühlt sich neu belebet 
Bei diesem hellen Schein, 
Ein Engel es umschwebet 
Und führt mich zu dir ein; 
Er führt auf schmaler Brücke 
Mich über'n tiefen Schlund, 
Er öffnet meine Blicke 
Und schließet mir den Mund. 
4. O könnt' ich ewig beten 
Zu dir, o Herr, im Geist, 
Da würd' auch ich betreten 
Das Land, das sich mir weist. 
Doch ich werd' fortgetrieben, 
Ich dien' für Menschenspott; 
Dein Trostwort nur ist blieben: 
Dien' treu, so dienst du Gott. 
v. Arnim. 
20. Das Wort. 
1. Auf Menschen sollst du nicht vertrauen, 
Sie kennen nur die eigne Noth, 
Es überkommt sie leicht ein Grauen, 
Und du lebst einsam in dem Tod. 
2. Vertrau' dem Wort in deiner Seele, 
Das dir nicht eigen, du bist sein; 
Es dringt aus freudensel'ger Kehle, 
Es klingt in deinem Jammerschein. 
3. Die Glocke wird umsonst geschwungen, 
Trifft sie kein harter Hammerschlag, 
So wird das Wort von dir errungen, 
Du bebst dem Klange lange nach. 
4. Der Kindheit Schrei'n und Freuden- 
lallen 
Hat manchen ernsten Mann bekehrt; 
Das Wahre muß uns erst gefallen. 
Das jeden in sich selbst bekehrt. 
5. Des Paradieses Frucht bewahre, 
Der Apfel reift zur Weihnachtszeit, 
Und du wirst selbst das ewig Wahre, 
Suchst du des Schönen Seligkeit. 
v. Arnim.
	        
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