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er solle ein Tedeum hören, wie er es noch nie vernommen habe; baun
ließ er auf dem Montmartre alle Geistlichen, die weit und breit auf¬
zufinden waren, sich versammeln und ein Halleluja singen, daß es weit¬
hin in den Straßen von Paris widerhallte. Nach diesem Tedeum trat
er den Rückzug an.
Jetzt erst schöpfte Lothar wieder Mut, er folgte den: Kaiser im
Rücken bis an die Aisne nach, wo dieser eben sein Heer über den an¬
geschwollenen Fluß setzte, unb griff den Troß an. Da sandte Otto Boten
an den König mit dem Anerbieten, derselbe möge entweder sein Heer
übersetzen — er wolle ihm Geiseln stellen, daß er das imgefährdet tim
könne — und im offenen Kampfe fich mit ihm messen oder er möge
ihm Geiseln geben, so wolle er selbst mit seinem Heere über den Fluß
zurückkehren; wem Gott dann den Sieg bescheiden würde, dem sollte das
Reich des ^Besiegten als Kampfpreis zufallen. Dies meldeten die Boteii
des Kaisers dem Könige im Angesichte seines Heeres; kaum hatten sie
aber ihre Rede vollendet, so brach Graf Goisfried, ein Vasall Lothars,
in die Worte aus: „Was sollen w i r kämpfen, was sollen so viele von
uns hier bluten? Laßt die Könige selbst in den Kampf gehen! Wir wollen
zuschauen und uns dem Sieger dann unterwerfen." Aber der Graf
Gottfried, einer der Boten des Kaisers, antwortete ihm: „Immer haben
wir gehört, ihr schätztet euren König gering; aber wir haben es nicht
geglaubt. Jetzt gesteht ihr es selbst und wir können nicht mehr daran
zweifeln. Glaubt ihr denn, daß wir Deutsche unsern Kaiser kämpfen
lassen, während wir die Hände in den Schoß legen? Nimmer soll er in
Gefahr des Kampfes stehen, während wir von sicherem Orte aus zu¬
schauen. Ginge er jedoch mit eurem König in einen Zweikampf, so
würde er, dessen sind wir gewiß, ihn siegreich bestehen." Fürwahr, eine
ehrenhafte deutsche Antwort auf das Wort des Franzosen.
Tie Schlacht unterblieb, der Kaiser führte das Heer in sein Reich
zurück und entließ es. Nach W. G i e s e b r e ch t.
81. Die Eroberung Jerusalems.
Als die Kreuzfahrer um Pfingsten 1099 von Cäsarea über Emaus
hinziehend den Bergrücken erreichten, wo zuerst Jerusalem sichtbar ward,
da fielen sie in heißer Andacht auf die Knie, vergossen Freudentränen und
priesen Gott mit Lobgesängen. Aber die Eroberung der festen und mit
allen Bedürfnissen reichlich versehenen Stadt, die von einer zahlreichen
streitbaren Besatzung verteidigt wurde, war eine schwere Aufgabe für
das geschwächte, ermattete und aller Belagerungswerkzeuge entbehrende