Full text: Für die unteren Klassen (Band 1, [Schülerband])

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109 a. Der Müller und sein Sohn. 
Er kam zu einer Stadt, wagte sich jedoch nicht hinein, sondern 
wollte außen daran vorbeireiten. Als er aber um eine Ecke der Stadt¬ 
mauer herumkam, erblickte er auf einer Wiese eine Schar Dragoner, die 
eben anfingen zu exerzieren. Sobald nun die Trompete erklang, setzte 
das Pferd samt dem erschrockenen Kurt über den Straßengraben, schloß 
sich in Reih und Glied den Kriegspferden an und machte nach dem 
Kommandowort und dem Trompetenschall alle Bewegungen und Schwen¬ 
kungen, bald im Trab und bald im Galopp, auf das genaueste mit. 
Kurt war vor Angst fast außer sich, hielt sich am Sattelknopfe fest, verlor 
bei dem schnellen Ritte den Hut und schwitzte große Tropfen. Die Sol¬ 
daten aber lachten den armen, zitternden Kurt beständig aus. 
Als das Exerzieren endlich vorbei war, umringten ihn Soldaten 
und Offiziere, und der Oberst sprach zu ihm sehr bedenklich: „Das ist 
ein junges schönes, wohlabgerichtetes Soldatenpferd. Wie seid Ihr zu 
dem Pferde gekommen?" Kurt sagte, er habe es gekauft; allein voll 
wem er es gekauft habe, konnte er nicht bestimmt angeben; er kam in 
weitere Untersuchung, wurde des Diebstahls überwiesen und als ein Ro߬ 
dieb bestraft. 
Wer lügt und stiehlt, dem gehlls mit Recht, 
so klug er sei, doch endlich schlecht. 
109a. Der Müller und sein Sohn. [I.] 
Von Christoph v. Schmid. 
A. a. O. 17. Bdch. S. 223. 
Einst trieben ein Müller und sein Sohn einen Esel in die Stadt, 
um ihn ans dem Markte zu verkaufen. 
Da begegnete ihnen ein Mann §u Pferde und sagte lachend: „Ihr 
seid nicht gescheid, daß ihr den Esel leer lausen laßt ltnb keiner von euch 
beiden aufsitzt." Der Vater hieß ben Sohn aufsitzen. 
Über eine Weile begegnete ihnen ein Lastwagen. Der Fuhrmann 
rief dem Sohne laut zu: „Schämst du dich beitn nicht, du junger Bursch, 
daß du reitest, während dein alter Vater, zu Fuß nebenher gehen muß!" 
Als der Sohn diese Rede hörte, sprang er eilends vom Esel herab und 
ließ den Vater aufsitzen. 
Nachdem sie auf sandigem Wege wieder eine Strecke zurückgelegt 
hatten, begegnete ihnen eine Bäuerin, die einen Korb voll Obst auf dein 
Kopse trug. Diese sprach zum Vater: „Ihr seid ein unbarmherziger 
Vater, daß Ihr es Euch auf dem Esel so bequem macht, und Euren
	        
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