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soll, und auf seinen Befehl blasen die Musiker, daß es in der
Ferne widerhallt, erst: „Ein’ feste Burg ist unser Gott“, dann:
„Was Gott tut, das ist wohlgetan“ und „Jesus, meine Zuver¬
sicht“. Voll und immer voller ward der Gesang der preußischen
Männer, und droben wich das Entsetzen und die Furcht dem
zurückkehrenden Mut und Vertrauen; näher und immer näher
kamen die geflüchteten Dorfbewohner, und ob sie wohl noch nicht
gleich mögen mitgesungen haben, so sagten sie sich doch alsbald:
„Leute, die unsere Choräle singen und blasen und mit solchem
Gesänge zu uns kommen, werden uns nichts Übles tun.“ Bald
waren die Elsässer wieder in ihren Hütten und lernten ihre
preußische Einquartierung bei der täglichen Arbeit von ganz an¬
derer Seite kennen, als man sie ihnen vor Ausbruch des Krieges
geschildert hatte. Deutscher Jugendfreund.
71. Vögel -es Himmels.
1. Die ihr zaget, die ihr fraget:
„Leib, was essen wir?“
Die ihr klaget und euch plaget:
„Herz, was trinken wir?"
Die am Abend wie am Morgen
Ihr euch quält mit tausend Sorgen,
Nehmt der freien Vögel Schar
Unter Gottes Himmel wahr!
2. In den Lüften, auf den Zweigen
Und in Feld und Wald,
Wenn die düstern Menschen schweigen.
Lauter Jubel schallt,
Und in aller Welten Zonen,
Wo die muntern Vögel wohnen,
Ruft's: „Herr Gott, dich loben wir!"
Tönt's: „Herr Gott, wir danken dir!"
3. Wenn, ins erste Grün gekleidet,
Sich der Frühling naht,
Wenn der Pflug die Furchen schneidet
Zu der Sommersaat,
Kehren auch die Schwalben wieder,
Und die Kuckucksfrühlingslieder
Und der Lerche Psalmgedicht;
Doch die Vöglein säen nicht.