231
Fick.
hundert Türme emporragten, und breite ausgemauerte
Gräben schlossen sie ein. Die Stadt ist jetzt weit über ihr
ursprüngliches Gebiet hinausgewachsen. Größere Teile der
Stadtmauer, die meisten der alten Tore und manche alte
Brücke hat dem stets wachsenden Verkehr und dem Drange
nach Luft und Licht weichen müssen. Doch sind der Gra¬
ben, der jetzt schöne Anlagen enthält, und die wirkungs¬
vollsten Teile der alten Befestigungen noch unberührt ge¬
blieben. Überhaupt ist man bemüht, das Altertümliche nach
Möglichkeit zu erhalten und bei Ausbesserungen und Er¬
neuerung der Gebäude den Altnürnberger Stil festzuhalten.
Die Straßen der Altstadt sind zum Teil krumm und wink¬
lig. Die altertümlichen Häuser schauen alle mit dem Gie¬
bel nach der Straße und sind häufig mit kunstvollem
Schnitzwerk verziert. Die Giebel sind außerordentlich hoch,
die mit roten Ziegeln gedeckten Dächer darum sehr steil.
In manchen Straßen tritt das untere Stockwerk, das meist
aus Steinen gebaut ist, weit zurück. Das nächsthöhere ragt
über das untere ein wenig hervor. Das folgende streckt
sich noch weiter heraus. Das letzte hängt, wenn die Straße
schmal ist, fast bis in die Mitte der Straße, und erst von
ihm aus steigt der eigentliche Giebel empor. An vielen
Häusern sieht man zierliche Erker und Erkertürmchen, und
am untern Stockwerk finden sich häufig überdachte Säulen-
günge, Lauben genannt, unter denen man vor der schlech¬
ten Witterung geschützt ist. Unter den öffentlichen Ge¬
bäuden zeugen einige prächtige Kirchen, darunter die Se-
baldus- und die Lorenzkirche, und das Rathaus von Nürn¬
bergs einstiger Größe.
An der Nordseite der Stadt erhebt sich auf einem
mächtigen Felsen die altersgraue Burg. Sie diente in den
ältesten Zeiten zur Wohnung der deutschen Kaiser, so oft
ste zu Nürnberg ihr Hoflager aufschlugen. Ein kaiser¬
licher Burggraf hatte hier seinen Sitz. Er war der Ver¬
treter des Kaisers in diesem Bezirk und verwaltete hier
dessen Güter und Einkünfte. Zur Zeit der Hohenstaufen