Am Strand gehn tausend Lichter klein
Wie von Johanniswürmelein. —
Da rafft der Knecht vom Uferrain
Erdboden in den Hut hinein,
Setzt auf und kann nun schauen
Die Männlein und die Frauen.
O, welche Wunder er nun sah!
Der ganze Strand war allbedeckt;
Sie liefen mit Laternchen da,
Von Gras und Blumen oft versteckt,
Und trugen Kindlein wunderhold
Und Edelstein' und rotes Gold. —
Hei, denket der Knecht,
Das kommt mir recht!
Und langt begierig aus dem Kahn
Am Uferrande weit hinan.
Da merket ihn ein kleiner Mann,
Der fängt ein Zeterschreien an! —
Puh, puh! sind aus die Lichte,
Verschwunden alle Wichte!
Drauf flog es her wie Erbsen klein,
Es mochten kleine Steinchen sein;
Die warfen sie mit großer Pein
Und ächzten mühsam hinterdrein. —
„Es sprühet immer mehr wie toll!
Fort, fort von hier, der Kahn wird voll!“ —
Sie wenden geschwind
Herum wie der Wind
Und stoßen eilig ab vom Land
Und fahren in Angst sich fest im Sand,
Bald rechter Hand, bald linker Hand.
Und immer ruft es nach vom Strand:
„Das Flieh'n war euer Glücke,
Sonst kamt ihr nicht zurücke!“
August Kopisch.
VLesebuch für Höhere Mädchenschulen. J. 3
31