151 
Zug schleppt sich weiter und unbemerkt bleibt wohl ein pilgernder 
Nachzügler, ein verlechztes Weib zurück. Ihre Tiere sind gefallen. 
Sie machen einen ohnmächtigen versuch der Karawane zu folgen. 
Bald sinken sie nieder und den Burnus über das Haupt gezogen, 
das Gesicht nach Nlekka gewandt, betten sie sich todergeben zum 
letzten Schlaf, der sie freilich oft erst nach langen, unsäglich schweren 
Stunden erlöst. So sterben sie einsam in der Wildnis; kein Grab 
deckt sie und nach wenig Tagen vielleicht hat der Samum die 
letzten Spuren ihres Daseins verweht. Das ist das Los so vieler 
in der Ivüfte. — 
Die Sonne sinkt. Die Schatten der Ziehenden gleiten selt¬ 
sam über das hochgelbe Sandmeer. Da mit einem Tttale wirft 
das Dromedar des Scheichs den Hals hoch auf; es schnaubt mit 
den weit geöffneten Nüstern des emporgestreckten Kopses und stößt 
ein wieherndes Geschrei aus. Wasser! Wasser! Aus Stunden¬ 
ferne saugt das Tier einen feuchten Luststrom: den sonst unwahr¬ 
nehmbaren Dunst des Guells. Ls bäumt sich und mit wilder 
Hast stürzt es, seine letzte Kraft aufbietend und alle Bande sprengend, 
der Wasserstelle zu — und ihm nach mit einem Freudenschrei die 
ganze Karawane. Bald ist das Tal der Gase erreicht. Line 
Palme hebt den Wipfel empor, da und dort breitet eine Tamariske 
den Schirm ihrer dichten Zweige aus, unter denen sich flüchtend 
das Laufhuhn der wüste verbirgt; aber zwischen Gräsern und 
Binsen murmelt der Guell, der lebenspendende Bach. Cr hat die 
Karawane gerettet. 
Die Kamele haben getrunken. Die Treiber rufen ihr schmettern¬ 
des Jkxvil und nun lagert sich das Tier vorsichtig zaudernd ; es 
kann jetzt entlastet werden. Die abgelösten Ballen bleiben zu 
beiden Seiten aus dem Boden stehen; das Kamel zwischen ihnen 
erhebt sich und geht auf die weide. Ls begehrt kaum mehr als 
Dornen; aber sein scharfes Gebiß zermalmt auch die eisenfesten 
Stacheln der Wüstenakazie leicht und mit Lust, als seien es Halme. 
Inzwischen taucht die Sonne am Horizont hinab und über- s 
gießt die ganze schauerlich-großartige Wildnis mit Purpur um 
im nächsten Augenblick zu versinken und alles in Dämmerung zu 
hüllen. Die Zelte sind aufgeschlagen. Man hat sich gelagert; 
Seuer prasseln auf, von geschäftigen Händen genährt und bei
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.