196 Drittes Buch.
südlichen Halbinsel an. Faßt man die Alpen in ihrer Gesammt-
ansdehnnng ins Auge, so bilden sie die Form eines Füllhorns,
dessen Spitze am Mittelmeer liegt und dessen Oeffnung nach
der ungarischen Tiefebene gerichtet ist. Im allgemeinen nimmt
die Höhe der Alpen gegen O. ab, dagegen die Breite und
Gespaltenheit zu. Die Länge des ganzen Zuges beträgt
etwa 150 M., das Gebiet, welches die Alpen zusammen ein-
nehmen, aber an 4500 lizM. Dazu gehören 1) von Jta-
lien die Landschaften Piemont, der Nordrand der Lombardei
und Benetiens; 2) von Frankreich: Nizza, Savoyen,
Provence und Dauphins; 3) von Deutschland: die Schweiz,
Tirol, Süd-Bayern, Salzburg, Jllhrien; Steiermark, das
eigentliche Oesterreich im S. der Donau.
Nach dem innern Bau der Alpen unterscheidet man
die Mittelzone oder die Centralalpen, welche vor-
nehmlich aus Gneiß, Glimmerschiefer und Granit besteht,
von den Seitenzonen der Kalkalpen, welche Vorzugs-
weise aus Kalkstein gebildet ' sind. Letztere umziehen die
Mittelzone im W. und N. von Marseille bis Wien; auf der
Südseite umzieht dagegen erst östlich vom Lago maggiore der
an Breite nach O. zunehmende Wall der Kalkalpen die
Mittelzone.
Nach ihrer Höhe unterscheidet man unter den Alpen-
bergen 1) Voralpen, bis 1600™ (5000;) (wo der Baum¬
wuchs aufhört), die Zone der Waldungen und Frühlings-
weiden fast ausschließlich auf der Nordseite. Sie bestehen
aus tertiären Bildungen besonders der Molasse, einer
Art Sandstein, dessen schräg gegen die eigentlichen Alpen
gehobene Schichten beweisen, wie wenigstens die letzte Steige-
rnng der Höhe der Alpen, wahrscheinlich deren allmähliches
Auftauchen aus dem Erdenschoos überhaupt der nachtertiären,
also der jüngsten Periode der Erdgeschichte angehört (S. 31 f.).
Die Voralpen umlagern Iben Alpenhalbmond besonders auf
seiner geschlossenen, dem Rumpf zugekehrten äußern Seite und
bergen bevölkerte Thäler und Dörfer, Flecken und Städte.
2) Mittelalpen, bis 2600" (8000'), von der Grenze des
Baumwuchse.s bis zum ewigen Schnee; sie enthalten die
Alpentristen mit den alpinen Kräutern und Blumen, welche
an die Polarzone erinnern und die höchsten Sommerweiden
schmücken; sie sind die Heimat der dem Alpenlande eigen-
thümlichen Thiere, wie Gemse, Steinbock r Murmelthier.