in den Büschen, und über einer Felsenklippe ward ein ehrwürdiges
Greisenhaupt sichtbar, das rief mit milder Stimme: „Knabe, sprich,
wem zu Ehren hast du dein Liedlein geblasen?" Der Junge be¬
sann sich nicht lange, sondern antwortete: „Das hat dem Kaiser
Friedrich gegolten." — „So komm mit mir, daß er dir auch lohne!"
sprach die Gestalt, und der Hirt 'folgte ihr nicht ganz ohne Zagen.
Es ging viele Stufen abwärts bis an eine metallene Tür, die mit
hellem Krachen aufsprang. Da sah nun der Schäfer eine große,
mächtige Halle voller Gold, Edelstein, Wehr und Waffen und eine
Schar stattlich gerüsteter Ritter, die sich alle tief vor seinem Führer
neigten. Alsbald merkte der Schäfer, daß der alte Rotbart selbst
sein Führer gewesen war, und erschrak. Doch der Kaiser sprach ihm
Mut ein und sagte zu seinem Hofgesinde: „Dieser Knabe hat uns ge¬
ehrt!" und zeigte ihm allen Glanz und alle Pracht der Halle, kost¬
bare Waffen und Truhen von Gold; dann fragte er den Hirten,
welchen Lohn er begehre. Dieser erwiderte: „Keinen!“ Da brach
der Kaiser den Fuß von einem Handfaß, reichte diesen dem Jungen
dar und sprach: „Nimm das und geh; sage auch droben, daß,
wenn die Zeit sich erfüllet hat, der Herr uns erlösen wird aus diesem
Banne; dann soll das Deutsche Reich frei und das Heilige Grab
aus des Türken Hand erlöst werden!“ Der Hirt kam hinauf,
und der Berg tat sich zu. Der Fuß des Handfasses war von
lauterm Golde.
2. Prinzessin Ute.
Ludwig Bechstein.
Drei Musikanten gingen einst auf den Kyffhäuser. Als sie
oben angelangt waren, riefen sie: „Wo ist die Prinzessin Ute?“
Da fing sogleich ein Hahn an zu krähen, und neben ihnen stand
Ute, Kaiser Rotbarts Tochter. Sie begrüßten sie und sagten, daß
sie dem Kaiser ein Ständchen bringen wollten. Sie spielten drei
Stücke, erhielten aber nur Eichenzweige, die ihnen die Prinzessin
an den Hut steckte. Unzufrieden mit diesem Lohne, rissen zwei
von ihnen die Zweige von den Hüten. Darauf gingen sie zum
Junker der nahen Rotenburg, in der Hoffnung, für ihr Spiel mit
Gold bezahlt zu werden. Vor dem Tor der Burg angekommen,
riefen sie: „Juchhe, juchhei! Mach auf, Pförtner, daß wir dem
Ritter und seiner Gemahlin eins aufspielen!" Dabei schwenkten