eigensinnig verknorrte Bäume ab. Aber wir verlassen sie, und nachdem
uns Ahorn und Buche ein munteres Geleit hinauf gegeben haben zu
den Hügeln und Bergen, empfängt uns oben, auf freieren Gipfeln, die
ernste Pracht der Tanne und Fichte.
Mit diesen Bäumen deckt sich der Rücken unserer Gebirge, und
hierher gehören die grünen, stolzen Türme. In der Fläche würde auch
der Tannenwald nicht viel wirken. Aus den Stuhl der Wolken, wo
aus granitnen Pforten die Wildwasser brechen, stellen sich die Mauer¬
stürmer und pflanzen siegendes Leben. — Ein kleines geflügeltes Samen¬
korn ist mit den Frühlingslüften aufwärts getrieben, endlich ist es
müde in dis Mooshülle der Felsen gefallen. In der warmen Feuchte
keimt es, streckt suchend die Wurzelfinger umher, klammert sich an den
geöffneten Spalt und saugt die Nahrung einer Erdkrume. Je tiefer,
je dreister steigt es hinab. Tau und Nebel und Licht kommen dem
Flüchtling zu Hilfe, der Sprühregen des Gebirges wird seine Amme:
mutig und schlank wächst er hinan. Aber der Geist der Berge hat ihn
gezeichnet. Dichter zieht er um sich den Nadelmantel, schwerer senken
sich die Zweige, es ist über ihn gekommen wie ein dunkles Geheimnis.
So steht auf ihrem Throne die Tanne, die Fichte, als fühle sie ein
Sehnen nach dem Rauschen der Haine dort unten, als horche sie ver¬
gebens in die Wolkenöde hinauf nach dem uraltgoldenen Märchen
vom Frühling und seinen Blumen und Nachtigallen.
Und zu Millionen drängen sie sich über die Höhen, hinab zu den
Schluchten und wieder hinan, reihenweis übereinander emporsteigend:
ein einziges, in immer gewaltigeren Bogen hinausgreifendes Waldmeer,
dessen Wellen plötzlich erstarrten. Denn so dicht und fest stehen die
Wipfel zu den Füßen des Wanderers, als könne er über sie hinschreiten,
bis dort, wo die Bergketten zu Tal ziehen und ferne flimmernd die
Ebene sich dehnt. Nur eine Farbe sieht das Auge, aber in welchen
unendlichen Abstufungen und in welcher unendlichen Ruhe! Vom Schwarz
beschatteter Klüfte, durch Lichtgrün sonnenbeschienener Höhen geht es
fort in dunstendes Grau, in schieferiges Blau und schwimmt immer
weiter, immer zarter hinaus bis zum duftigsten Gedämmer des Horizonts.
Da und dort wallt die langsame Rauchsäule eines Meilers oder die
wirbelnde eines Hochofens empor; wie Inseln leuchten die Bergwiesen,
während die nackten Giebel der Felsen abenteuerlich wild hinunterblicken.
Draußen aber über die Ferne gleiten breite Wolkenschatten, eine Flu߬
linie blitzt auf, eine Ruine, ein Turm hebt die graue Spitze aus dem