Full text: Klasse 5 (sechstes Schuljahr) (Teil 5, [Schülerband])

15. Jetzt war sie heran, zwischen ihr und dem Wall war nur noch des 
Grabens Quere, 
Da schnürten die Vordersten schnell in eins je zwölf ihrer kantigen 
Speere, 
Sie warfen wie Balken querüber dann die Bündel aus Speer und 
Lanze, 
Und über die fliegende Brücke hinweg wollten sie gegen die Schanze. 
16. Umsonst; man stieß sie rücklings hinab, — es fehlte das Vrücken- 
gelände, — 
Da nahmen die Folgenden, springstockgleich, ihren Speerschaft in 
die Hände, 
Sie setzten ihn auf, und war es mißglückt im Sturmschritt vor¬ 
zudringen, 
So sollte nun Sprung- und Hebelkraft im Flug sie hinüberschwingen. 
17. Umsonst auch das; sie sprangen zu kurz; wer dennoch das Ufer 
erklettert, 
Der ward, unter wildem Freudengeschrei, von den Bauern zu Boden 
geschmettert, 
Dumpf dröhnte die Art — bis plötzlich jetzt die Freudenrufe ver¬ 
klangen, 
Wulf Isebrand murmelte vor sich hin: „Hilf Himmel, wir sind um¬ 
gangen!" 
18. So war's. Zu schwanken begann der Kampf, immer mächtiger wurden 
die Dränger, 
Da trat Gott selbst für die Schwachen ein und rief: „Ich will es 
nicht länger!" 
Und er schickte die Flut, die stieg am Strand bis hoch an die 
Schleusenpforte, 
Und rüttelte dran und rief: „Macht auf! da drinnen bin ich am Orte." 
19. Die Wächter am Strande zögerten noch, da sieh, unter Schäumen 
und Kochen, 
— Die Hilfe Gottes kam mit Gewalt! — wurde die Schleuse 
zerbrochen, 
Schon über die Felder von Hemmingstedt hinbrausten Wogen und 
Wetter, — 
Das Meer, der Marsen alter Feind, heut' kommt er als ihr Retter.
	        
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