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Und du wardst nicht die Speise der stummen Brut,
Der hungrigen Hecht' in der kalten Flut?"
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mär;
Es stellen die Knaben sich um ihn her;
Die Mütter, die Greise, sie sammeln sich:
„Glücksel'ger Mann, ja, segne du dich!
Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch!
Brich mit uns das Brot, und ist vom Fisch!"
Der Reiter erstarret auf seinem Pferd:
Er hat nur das erste Wort gehört.
Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar:
Dicht hinter ihm grinst noch die grause Gefahr.
Es siehet sein Blick nur den grästlichen Schlund:
Sein Geist versinkt in den schwarzen Grund.
Im Ohr ihm donnert's wie krachend Eis;
Wie die Well' umrieselt ihn kalter Schwelst.
Da seufzt er, da sinkt er vom Roh herab:
Da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.
38. Johannes Kant.
Gustav Schwab.
Den kategorischen Imperativus fand,
Das weist ein jedes Kind, Immanuel Kant.
Dem kategorischen Imperativus treu,
Zwang durch ihn wilde Seelen zu frommer Scheu
Lang vor Immanuel Herr Johannes Kant,
Und wenige wissen's, wie die Sache bewandt.
Derselb' ein Doktor Theologiä war,
In schwarzer Kutte, mit langem Bart und Haar,
So sah er zu Krakau auf dem Lehrersih,
So ging er einher, gegürtet in Kalt' und Hih',
Ein rein Gemüt, ein immer gleicher Sinn,
Dem Unrecht dulden, nicht tun stets deuchte Gewinn.
Im grauen Alter zog ein Sehnen den Kant
Gen Schlesien, in sein altes Vaterland.
Er schloh die Bücher in'n Schrein, bestellt' sein Haus,
Den Säckel nahm er und zog in die Fern' hinaus.