Full text: Mittelstufe: Zweiter Cursus (Theil 4, [Schülerband])

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Das Auge gleichet der dunkeln Nacht; 
Was hält es nicht alles verborgen! 
Und hinter der strahlenden Sternenpracht 
Lacht freundlich ein heiterer Morgen. 
Das Auge gleichet dem sonnigen Strahl, 
Den Gott zur Erquickung uns sendet; 
Doch hat uns auch oftmals mit heißer Qual 
Sein strahlender Glanz schon geblendet. 
Das Auge gleichet dem himmlischen Zelt, 
Das über uns alle gebreitet; 
Und blickt man hinauf in die Sternenwelt, 
Gleich fühlt sich das Herz auch erweitet. 
Das Auge gleichet dem spiegelnden Glas, 
Vom Hauche des Grams leicht erblindet; 
Klar zeigt es uns stets, wie Liebe und Haß, 
Wie Freude und Leid sich verbindet. 
Das Auge gleichet dem edlen Metall, 
Mit dem wir erfreun und belohnen; 
Sein Glanz und Gepräge gilt überall, 
Wo liebende Herzen nur wohnen. 
Das Auge gleichet dem himmlischen Licht, 
Für alle erquickend und labend; 
Die Sonne im menschlichen Angesicht 
Geht unter an jeglichem Abend. 
Das Auge gleichet dem quellenden Born, 
An dem sich so viele erquicken; 
Das Auge gleicht auch dem spitzigen Dorn, 
Verwundend mit stechenden Blicken. 
Das Auge gleichet dem reinsten Kristall, 
So klar wie des Silberstroms Wellen; 
Zuweilen auch gleicht es dem Wasserfall, 
Wenn Thränen des Grams ihm entquellen. 
Das Auge gleicht endlich der Bühnenwelt; 
Veränd'rung, wohin ich es wende; 
Und wenn einst der dunkle Vorhang fällt, 
Dann ist auch das Schauspiel zu Ende. A. Cosmar.
	        
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