246 Erzählungen, Märchen, Sagen, Fabeln und Parabeln.
2. Es hilft ihm keiner in seiner Not,
es hilft ihm nur der bittre Tod.
And als der Tod ans Äerz ihm kam,
da tönt's auf einmal wundersam.
3. Die Kaiserglocke, die lange verstummt,
von selber dumpf und langsam summt,
und alle Glocken groß und klein
mit vollem Klange fallen ein.
4. Da heißt's in Speier weit und breit:
„Der Kaiser ist gestorben heut!
Der Kaiser starb, der Kaiser starb!
Weiß keiner, wo der Kaiser starb?"
II.
1. Zu Speier, der alten Kaiserstadt,
da liegt auf goldner Lagerstatt
mit mattem Aug' und matter Land
der Kaiser Heinrich, der Fünfte genannt.
2. Die Diener lausen hin und her,
der Kaiser röchelt tief und schwer; —
und als der Tod ans Herze kam,
da tönt's auf einmal wundersam.
3. Die kleine Glocke, die lange verstummt,
die Armesünderglocke summt;
und keine Glocke stinrmet ein,
sie summet fort und fort allein.
4. Da heißt's in Speier weit und breit:
„Wer wird denn wohl gerichtet heut?
Wer mag der arme Sünder sein?
Sag' an, wo ist der Rabenstein?"
Maximilian von Oer.
113. Der verrostete Ritter.
Ein sehr reicher und vornehmer Ritter lebte in Saus und Braus
und war stolz und hart gegen die Armen. Deshalb ließ ihn Gott zur
Strafe aus der einen Seite verrosten. Der linke Arm verrostete und
das linke Bein, ebenso der Leib bis zur Mitte. Nur das Gesicht blieb