Full text: Klasse 7 (viertes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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18. Freundschaft. 
8. „Ja, der Herr kann Mauern banen! 
Liebe, fromme Mutter, komm', 
Gottes Mauer anzuschauen!" 
rief der Enkel und ward fromm. 
Achtzehnhundertvierzehn war es, 
als der Herr die Mauer baut' 
in der fünften Nacht des Jahres. 
Selig, wer den: Herrn vertraut! 
„Eine Mauer um uns baue!" 
sang das fromme Mütterlein. Brentano. 
18. Freundschaft. 
1. Der Mensch hat nichts so eigen, 
so wohl steht ihm nichts an, 
als daß er Treu' erzeigen 
nnd Freundschaft batten kann; 
wenn er mit seinesgleichen 
soll treten in ein Band, 
verspricht sich, nicht zu weichen, 
mit Herzen, Mund und Hand. 
Die Red' ist uns gegeben, 
damit wir tticht allein 
für uns nur sollen leben 
und fern von Menschen sein: 
wir sollen uns befragen 
nnd sehn auf guten Rat, 
das Leid einander klagen, 
so uns betreten hat. 
3. Was kann die Freude machen, 
die Einsamkeit verhehlt? 
das gibt ein doppelt Lachen, 
was Frennden wird erzählt. 
Der kann sein Leid vergessen, 
der es vom Herzen sagt; 
der muß sich selbst auffressen, 
der insgeheim sich nagt. 
4. Gott stehet mir vor allen, 
die meine Seele liebt; 
dann soll mir auch gefallen, 
der mir sich herzlich gtbt. 
Mit diesen Bundsgesellen 
verlach' ich Pein und Not, 
geh' auf den Grund der Höllen 
und breche durch den Tod. 
5. Ich hab', ich habe Herzen, 
so treue, wie gebührt, 
die Heuchelei und Scherzen 
nie wissentlich berührt. 
Ich bin auch ihnen wieder 
von Grund der Seelen hold, 
ich lieb' euch mehr, ihr Brüder, 
als aller Erden Gold. Simon Dach. 
19. Der gute Kamerad. 
1. Ich hatt' einen Kameraden, 
einen bessern find'st du nit. 
Die Trontmel schlug zum Streite, 
er ging an meiner Seite 
in gleichem Schritt und Tritt. 
‘3. Eine Kugel kam geflogen, 
gilt's mir, oder gilt es dir? 
Ihn hat es weggerissen, 
er liegt mir vor den Füßen, 
als wär's ein Stück von mir. 
3. Will mir die Hand noch reichen, 
derweil ich eben lad'. 
Kann dir die Hand nicht geben, 
bleib' du im etvigen Leben 
mein guter Kamerad. uhland. 
29. Reiters Morgenlied. 
1. Klorgenrot, 
leuchtest mir zum frühen Tod? 
Bald wird die Trompete blasen; 
dann muß ich mein Leben lassen, 
ich und mancher Kamerad. 
2. Kaum gedacht, 
wird der Lust ein End' geniacht. 
Gestern noch auf stolzen Rossen, 
heute durch die Brust geschossen, 
morgen in das kühle Grab! 
3. Ach, wie bald 
schwindet Schönheit und Gestalt! 
Tust du stolz mit deinen Wangen, 
die wie Milch und Purpur prangen? 
Ach, die Rosen welken all'! 
4. Darum still 
füg' ich mich, wie Gott es will. 
Nun, so will ich wacker streiten, 
und sollt' ich den Tod erleiden, 
stirbt ein braver Reitersniann. Hauff. 
21. Kriegslied. 
1. Erhebt euch von der Erde, 
ihr Schläfer, aus der Rub'! 
Schon wiehern uns die Pferde 
den guten Morgen zu. 
Die lieben Waffen glänzen 
so hell im Morgenrot; 
man träumt von Siegeskränzen; 
man denkt auch an den Tod. 
2. Du reicher Gott, in Gnaden 
schau' her vom blauen Zelt! 
Du selbst hast uns geladen 
in dieses Waffenfeld. 
Laß uns vor dir bestehen 
und gib uns heute Sieg; 
die Christenbanner wehen; 
dein ist, o Herr, der Krieg! 
3. Ein Morgen soll noch kommen, 
eilt Morgen mild und klar;
	        
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