Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Vaterländische Sagen. 
Dietrich zwölf Jahre zählte, da setzte der Köllig den Hildebrand zum 
Häuptling über die Mannen am Hofe' die beiden aber, der junge 
Königsfohn und sein Meister, liebten sich so herzlich, daß niemals zwei 
Männer in solcher Treue einalider zugetan waren; und Hildebrand blieb 
bei Dietrich bis an seinen Tod. 
2. Wie Dietrich das Schwert Nagelring und den Helm 
Hildegrim gewann. 
Einst ritten die beiden Helden Dietrich und Hildebrand zusammen 
mit Falken und Hunden aus Bern hinaus, um sich im Walde an der 
Jagd zu erlustigen. Bald ließen sie ihre Falken auffliegen und lösten 
ihre Hunde. Als nun Dietrich einen Hirsch verfolgte, gewahrte er einen 
Zwerg, der da durch den Wald lief. Sogleich ließ Dietrich von dem 
Wilde ab und setzte dem Zwerge nach; und ehe dieser in seine Erd¬ 
höhle entschlüpfen konnte, hatte ihn der Berner am Halse erwischt und 
zu sich auf den Sattel gehoben. Da sprach der schlaue Alberich (denn 
so hieß der Zwerg): „Ach Herr, ich bitte dich, tu mir nichts zuleide 
und schone meines Lebens; so will ich dir auch einen Ort zeigen, wo 
soviel Gold, Silber und allerlei Kleinode liegen, daß dein Vater nicht 
halbsoviel besitzt. All dies Gut gehört einem ungefügen Paare: das 
Weib heißt Hilde, ihr Mann Grim. Er ist überaus wild und so stark 
wie zwölf Männer, aber das Weib ist noch viel stärker und grimmiger. 
Auch hat er das beste aller Schwerter, das Nagelring heißt und meiner 
Hände Werk ist. Dies Schwert suche vor allen Dingen zu gewinnen, 
dann bist du des Sieges gewiß. Siehst du, das wäre ein Heldenstück 
für dich, all dies Gut mit Mannhaftigkeit zu erwerben, und deiner weit 
würdiger, als mich armes Zwerglein zu fangen." Da sprach Dietrich: 
„Wohlan, so schwöre mir, daß du mir noch heute das Schwert Nagel¬ 
ring verschaffen und die Behausung des grimmigen Paares weisen 
willst!" Der Zwerg tat so, wie Dietrich wünschte. Da ließ dieser ihn 
los und jagte mit Hildebrand weiter nach Vögeln und Wild bis zur 
neunten Stunde des Tages. 
Als aber die beiden Helden am Nachmittag an einer Bergeshalde 
rasteten, da kam Alberich mit dem Schwerte Nagelring herzu, übergab 
es dem jungen Dietrich und sprach: „Sieh, hier an diesem Berge ist 
eine Felsenhöhle; darin hausen Hilde und Grim. Da geh hinein und 
nimm die Kleinode, die zahllos darin liegen! Doch werdet ihr mann¬ 
haft kämpfen müssen, wenn ihr sie gewinnen wollt. Mich aber sollt
	        
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