Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

CC cc4 102. Der Büschelfrauentag: 15. August. o 
3. Seht ihr der Kinder fröhliche Schar., 
Bluhende Wangen, goldlockiges Haar? 
Hört ihr sie jubeln? O liebliches Los, 
Fallt ihnen reif doch die Frucht in den Schoß! 
4. Wir aber furchen, den Pflug in der Hand, 
Morgen aufs neue geschaftig das Land; 
Ewig ja reiht nach des Ewigen Rat 
Saat sich an Ernte und Ernte an Saat. 
Bild: „Erntezeit von H. Olde. 
Jul. Sturm. 
102. Der Buschelfrauentag: 15. Hugult. 
„Maria!l Dir befehlen wir, 
Was grünt und blüht auf Erden, 
O, laß auf Berg, in Wald, auf Flur 
Dies Jahr zum Segen werden! 
Vor allem mach' die Tugend frisch 
In unsern Herzen keimen, 
Daß wir einst schauen dürfen dich 
In hehren Himmelsräumen!“ 
„Morgen ist der Büschelfrauentag!‘ Das ist für die Mädchen des 
Isarwinkels ein goldener Ruf, wie für die Knaben: „Auf, zu den Palm— 
büscheln!“ Schon in aller Frühe gehts hinaus aufs Feld und auf die 
Wiesen, durch Auen und Wald, ja selbst die Berge hinan. In aller Frühe! 
denn die Mädchen wissen gut, daß manches Kräutlein Zeit braucht um 
gesucht und geholt zu werden, und zu traulichem Spiel, zu fröhlichem 
Lied und zu einem Geschichtchen soll doch auch noch etwas übrig bleiben. 
In des Büschels Mitte soll der „Himmelbrand“ kommen, d. i. 
die Königskerze, von der es in einem alten Segen heißt: 
„Unsere liebe Frau geht über Land, 
Hat den Himmelbrand in der Hand.“ 
Um ihn sollen sich anschmiegen: die Ähren vom Felde, Rauten, 
Gürtler und Zwiebelblüten vom Hausgärtchen, Frauenkraut 
von der Wiese, Hirschzunge und Nachtschatten vom Walde, Meister— 
wurz und Steinraute als Abgesandte von Feld und Garten, von 
Wald und Wiese und von der Alpe. Die uralten Hausmittel für Krank— 
heiten dürfen ja nicht fehlen, das sind: der Wohlmut und der Wermut, 
das St. Johanniskraut, das Tausendguldenkraut, die Kamille 
und die Schafgarbe. Der ganze Büschel ist umheckt von den Zweigen 
der Haselnußstaude; denn ein Nußbaum war es, so geht die Sage 
durchs Isartal, unter dem Maria Schutz suchte bei einem Wetter, von 
dem sie und Joseph auf dem Wege nach Bethlehem überfallen wurden. 
Ewigkeitsblumen, Nelken u. s. w. sind als Zierde darunter gestreut. — — 
ca 139
	        
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