Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

Albert Zweck, Die alten Preußen. 
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erschien. Der Monat aber, welcher nach dem kürzesten Tage wieder 
die Rückkehr des Lichtes bringt, nannte man ihm zn Ehren Janua¬ 
rius, und so heißt er noch heute. Damit aber der Beginn des Jahres 
von guter Vorbedeutung für die folgende Zeit sei, Pflegte man sich 
durch allerlei kleine Geschenke und Glückwünsche zu erfreuen, und selbst 
dieser Gebrauch hat sich bis in unsere Tage erhalten. 
Weil nun mit dem Erscheinen des Lichtes jedesmal eine neue 
Zeit beginnt, ward Janus allmählich überhaupt als Gott des Anfanges 
betrachtet. Bezeichnete doch auch jedes Tor den Ein- und Ausgang 
und jeder Eintritt in die Tür wie der Hinaustritt aus derselben einen 
besonderen Abschnitt des menschlichen Tuns. So ward Janus selbst 
gleichsam der Pförtner oder Vermittler jeder Tätigkeit. Weil aber 
jeder Abschnitt des Tuns die Scheide zwischen Gegenwart und Zu¬ 
kunft bildet, so glaubte man auch, daß das doppelte Janusgesicht das 
Schauen in die Vergangenheit und Zukunft bedeute. Nun gedachte man 
seiner beim Beginne der Opfer vor anderen Göttern und überhaupt 
beim Anfange jeder Unternehmung, auch des Krieges. Beim Aus¬ 
bruche eines solchen ward daher der Tempel des Janus geöffnet und 
erst bei Beendigung desselben geschlossen. Übrigens war dieses Schließen 
des Janustempels bei den Römern mehr ein frommer Wunsch. Denn 
solange die römische Republik bestand, fand dieses Ereignis nur zwei¬ 
mal statt, nach Beendigung des zweiten Punischen Krieges und unter 
Augustus nach der Schlacht bei Actium, und auch da nur auf eine 
kurze Spanne Zeit. Als ihn Augustus dann noch einmal schloß, war 
es gerade die Zeit, in welcher Christus geboren ward. Das Heiden¬ 
tum hatte ausgelebt, und eine neue, reinere Religion sollte sich auf 
seinen Trümmern erheben. 
IV. Beschreibungen und Schilderungen. 
81. Die alten Preußen. 
Nach Albert Zweck, Samland, Pregel- und Frischingtal. 
Zu beiden Seiten der unteren Weichsel saß im Mittelalter das 
Volk der alten Pruzzen oder Preußen. 
Ihre Wohnungen waren jedenfalls Holzhütten, die mit Rohr 
oder Stroh gedeckt wurden; die Ausstattung beschränkte sich auf 
die notwendigsten Gegenstände. In der Kleidung, die meist aus 
Wollenstoffen bestand, zeigten sie die größte Einfachheit; auch im
	        
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