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G. Hesekiel, Für die Brüder.
63. Jür die Wrüder.
Von George Hesekiel.
1. Die Abendglocken gehen,
durch die Lande weit
die heil'gen Schauer wehen;
denn es ist große Zeit.
2. Viel Tausend stehn im Felde
für eine Sache gut,
drum müssen viel gute Helden
lassen Leib und Blut.
3. Wir wollen beten und wachen
für die Brüder im Krieg;
Gott wird es gnädig machen
und uns bescheren den Sieg.
4. Er wird es wohl vollenden
und herrlich führen hinaus;
er schützt mit seinen Händen
den König und sein Haus.
5. Wir dürfen nimmer zagen,
wir stehn in Gottes Bann,
und wer im Feld erschlagen,
der kommt im Himmel an.
6. Was sie uns Übles sannen,
es ward vor ihm zum Spott.
Der Gott der deutschen Mannen
ist auch der Schlachten Gott.
64. Die Frompele von Gravekotte.
Von Ferdinand Freiligrath.
1. Sie haben Tod und Verderben gespie'n,
wir haben es nicht gelitten.
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterie'»,
wir haben sie niedergeritten.
2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,
tief die Lanzen und hoch die Fahnen,
so haben wir sie zusammengesprengt —
Kürassiere wir und Ulanen.
3. Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt;
wohl wichen sie unsern Hieben,
doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,
unser zweiter Mann ist geblieben.
4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,
so lagen sie bleich auf dem Rasen,
in der Kraft, in der Jugend dahingerafft —
nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!
5. Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein,
da — die mutig mit schmetterndem Grimme
uns geführt in den herrlichen Kampf hinein —
der Trompete versagte die Stimme!