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7. Wie glitzert doch auf Gras und
Laub
Vom Morgentau der Silberstaub!
Wie weht so frische Maienluft,
Voll Kirschenblüt' und Schlehenduft!
lind Bienchen sammeln immer zu,
Die wissen nichts von Sonntags¬
ruh'.
8. Wie prangt nicht in dem Garten
heut
Der Kirschenbaum im Maienkleid,
Der Goldlack und die Tulipan'
Und Sternenblumen nebendran
Und Hyazinthen bunt und schön!
Man glaubt, ins Paradies zu sehn.
9. Wie still ringsum die Gegend liegt!
Man ist so ruhig und vergnügt.
Man hört im Dorf kein „Hüst!" und
„Hott!"
Nur „Guten Tag!" und „Dank' dir
Gott!"
„Heut ist gottlob ein schöner Tag!"
's ist alles, was man hören mag.
10. Und 's Vögelchen sagt:„Ei sieh da!
Der Tausend! schau, da ist er ja!
Sein Himmelsglanz, der flimmert
gleich
Durch Busch und Blüt', und Laub
und Zweig!"
Und auch der Fiuk spaziert heran,
Hat schon das Sonntagsröckchen an.
11. Da läuten sie! Nu machet schnell!
Der Pfarrer ist heut früh zur Stell'.
Rasch! pflück' mir noch Aurikeln, lauf!
Verwisch' mir uicht den Staub darauf!
Und, Gundel, zieh recht flink dich an
lind steck' dir auch noch Blumen an!
11. Sonntag.
Von Rudolf L ö w e n st e i n.
1. Es tönet über das weite Feld
Ein liebliches Frühgeläute —
Wie ist so ruhig heut die Welt,
So sonnig und wonnig heute!
2. Die Hirten neben der Herde
ruhn.
Die Herden ruhn auf der Weide;
Die Bauern ziehen zur Kirche nun
Im stattlichen Sonntagskleide.
3. Es schimmert der Tau im grünen
Plan,
Wie Perlen auf schimmernder Seide,
Als hätte die Flur auch angetan
Sonntägliches Festgeschmeide.
4. Es ist, als sängen die Vögel auch
Heut' schöner als andere Tage,
Als dufteten heut' mit stärkerem Hauch
Die Blumen im Feld und Hage.
5. Und Orgelklänge tönen von fern.
Von Morgenlüften gehoben.
Und alles betet: „Wir loben den Herrn
Und wollen ihn ewig loben!"
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