boote durchkreuzen den See, und riesige, mit stockwerkhohen Verdecken ver¬
sehene Trajekt- oder Überfuhrschiffe nehmen auf ihre doppelten Schienenge¬
leise gleich ganze Reihen von Eisenbahnwagen (8) und schleppen sie von der
bayerischen oder den Württembergischen Linien unvermittelt hinüber nach Ror-
schach oder Romanshorn auf die Schweizer Eisenbahnronten (etwa 800 Millionen
kg Frachtgüter). Teils sind es Landeserzengnisse, die von einem Orte der
Küste zum andern verfahren werden (Getreide, Wein, Obst, Gemüse, Holz,
Vieh), teils Fabrikwaren und Handelsprodukte, die von Süden nach Norden,
von Osten nach Westen geschafft werden. Rorschach und Lindau find für den
Getreidetransport sehr bedeutende Handelsorte; jenes empfängt das südrnssische
Getreide über Marseille, dieses den ungarischen Kornsegen über Wien und
München. —
Betrachten wir nun den Bodensee an sich. Der Bodensee bildet einen
großartigen, von Ostsüdost nach Westnordwest gestreckten Wasserspiegel von
539 qkm Oberfläche. Seine größte Länge (von Bregenz bis Ludwigshafen)
beträgt 64 km, seine größte Breite (zwischen Langenargen und Arbon) 14 km;
der Umfang seiner Ufer mißt nahezu 260 km. Auf dem See könnte die
Gssamtbevölkerung der Erde — jeder mit mehr als 30 qäern! — Platz
finden, und der Rhein, der unterhalb Rheineck in einer Breite von 65 m
mündet, würde 2 Jahre 20 Tage brauchen, um das Becken zu füllen. Die
Tiefe des Sees ist sehr verschieden. Das eigentliche Seebecken beginnt mit
einer flachen, bis zu 10 m tiefen Uferzone von wechselnder Breite Ü, dem
„Strande", und senkt sich dann in kräftigeren oder sanfteren Böschungen zur
Sohle des „Seekessels" hinab, der bei Lindau bis 78 m, zwischen Immen¬
staad und Uttwil 252 m Tiefe hat.
Der Bodensee besteht aus einem Hauptbecken, dem Obersee, an das sich
im Nordwesten zwei Ausläufer, der Überlinger See und der Untersee mit
dem Zeller See angliedern. Diese drei Wasserflächen treffen ungefähr in dem
Punkte zusammen, wo Konstanz liegt, dessen Bedeutung nicht zum wenigsten
eine Folge eben dieser Lage ist. Jeder der Teile ist anders geartet. Den
Überlinger See charakterisieren die steilen Ufer, die wegen dieser Eigen¬
schaft nur wenige Ansiedelungen gestatten und außerdem großenteils heute
noch bewaldet sind. Für den Untersee ist bezeichnend die geringere Tiefe
des Beckens und die Flachheit der Ufer, die darum häufig versumpft sind,
so daß man auch hier die Siedelungen nicht überall gleich dicht findet. Sogar
die Dampfschiffahrt wird durch die eigenartige Beschaffenheit des Untersees
Sie ist beispielsweise am Überlinger See aus wenige Meter beschränkt, dehnt sich
aber am Rohrspitz auf über 2 km aus.